10 August 2017

Andreas Eschbach und die Rückkehr nach Terra

Ein Logbuch der Redaktion

Ich finde es immer wieder interessant, Romane als Hörbuch noch einmal zu genießen. Das macht mir sogar in solchen Fällen Spaß, in denen ich als Redakteur an der Entstehung der Romane beteiligt war. Nicht zuletzt aus diesem Grund lauschte ich mit großem Interesse dem Hörbuch »Rückkehr nach Terra«.

Dieses Hörbuch erschien gegen Ende des Jahres 2016 bei Lübbe-Audio. Es enthält vier Romane von Andreas Eschbach, die innerhalb der PERRY RHODAN-Serie erschienen sind und die von unterschiedlichen Sprechern interpretiert werden. Eine Rahmenhandlung, verfasst von Christian Montillon und gelesen von Josef Tratnik, sorgt für einen losen Zusammenhang der vier Romane.

Den Einstieg bietet jener Band, mit dem der Autor – noch in den 90er-Jahren – den ersten Gastroman überhaupt bei PERRY RHODAN veröffentlichte. »Der Gesang der Stille« (Band 1935 von 1998) ist eigentlich ein Zwei-Personen-Stück, in dem Reginald Bull zwar auf den ersten Blick die Rolle der Hauptperson einnimmt, sein »Sidekick« aber rasch viel wichtiger wird.

Skill Morgenstern ist ein Agent des Terranischen Liga-Dienstes, der aber unter einer Krankheit leidet, die tödlich verlaufen wird. Ein Todgeweihter und ein Unsterblicher gehen also gemeinsam in einen Einsatz, bei dem sie mit den feindseligen Korrago konfrontiert werden.

tl_files/comic/images/news/news/Hörbuch_Eschbach.jpgTom Jacobs schafft es bei seiner Lesung, die Dramatik der jeweiligen Situation lebendig werden zu lassen. Man fiebert mit Morgenstern und Bull, man leidet buchstäblich mit, und man nimmt mit viel Spannung an der grundsätzlichen Frage Anteil: Was bedeutet es eigentlich, relativ unsterblich zu sein?

Geradezu militärisch geht es in »Die Rückkehr« zu: Der Autor muss eine Raumschlacht schildern, was er aber vor allem mit vielen menschlichen Aspekten verbindet. Der Raum, in dem die Listen aufgehängt werden, auf denen die Namen der gefallenen Raumfahrer stehen, wird mir wohl immer im Gedächtnis bleiben. Oder das Schachspiel, das Perry Rhodan mit einem Raumfahrer spielt. Oder der Techniker, der lieber an seine Familie denkt, anstatt an einen gefährlichen Einsatz. Oder ...

Das Spannende dabei für mich: Obwohl ich die Geschichte sehr gut kannte, wurde sie durch die Interpretation des Sprechers Renier Baaken in intensiver Weise erneut in meine Erinnerung gerufen. In solchen Szenen erkannte ich wieder einmal, welch hervorragender Autor Andreas Eschbach einfach ist!

Ebenfalls mit einer militärischen Aktion hängt der Roman »Die Falle von Dhogar« zusammen, den Michael-Che Koch eingelesen hat. Aber auch hier schafft es der Autor, in die Handlung klare humanistische Akzente einzuarbeiten. Selbstverständlich werden die Exposévorgaben eingehalten; er schildert eine Raumschlacht um einen Polyport-Hof – aber durch die Perspektive auf einen jungen Terraner bringt er eine ungewöhnliche Note in das Geschehen hinein.

Mit Reginald Bull zusammen bildet der junge Mann ein Duo, das ein wenig an Skill Morgenstern in »Der Gesang der Stille« erinnert. Wieder geht es um den Gegensatz von Tod und relativer Unsterblichkeit, es geht aber auch um Liebe und Gefühle, um das Loslassen angesichts eines Verlustes und andere persönliche Themen. Eschbachs Roman vermittelt die Raumschlacht mit ihrer Dramatik, weil er es schafft, eine emotionale Ebene zu den Hauptpersonen zu schaffen. Das fand ich toll – auch beim Anhören.

Abgerundet wird das Hörbuch durch »Der Techno-Mond«, gelesen von Andreas Laurenz Maier, mit dem der Zyklus »Das Atopische Tribunal« eingeleitet wurde. Der Autor muss einen neuen Handlungszeitraum vorstellen, er macht dies auf seine eigene Weise. Er lässt das Wohnhaus von Perry Rhodan lebendig werden, er charakterisiert sogar die Nebenfiguren, und so steigert sich die Dramatik innerhalb der Milchstraße sowie um den Mond immer weiter.

Perry Rhodan selbst wird zum überlegenden Politiker und Abenteuerer, der einer privaten Mission ebenso folgt wie seiner Absicht, die Menschheit vor Schaden zu bewahren. Andreas Eschbach zeigt, wie man auch altbekannte Figuren in neuer Weise interpretieren und in eine romanhafte Umgebung stellen kann.

Wer die Romane schon einmal gelesen hat – so wie ich –, wird durch die Hörbuch-Box einen ungewöhnlichen Blick auf die PERRY RHODAN-Serie erhalten. Wer die Serie noch nicht kennt, aber den Autor schätzt, kann auf diese Weise den größten Science-Fiction-Kosmos der Welt auf vergleichsweise einfache Weise kennenlernen.

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