12 Januar 2017

Neue Serien für den Club?

Eine neue Folge aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«

Unsere Besprechung, die Sabine Bretzinger und ich in Rheda-Wiedenbrück führten, war ins Stocken geraten. Eine Reihe von Vorschlägen war von den Kolleginnen des Bertelsmann-Clubs abgeschmettert worden, weil sie nicht ins Konzept des Clubs passten. »Lassen Sie uns über andere Projekte sprechen«, schlug Sabine vor und holte neue Arbeitsblätter aus ihrer Reisetasche. »Wir haben da etwas vorbereitet.«

Nacheinander stellten wir vier unterschiedliche Serienkonzepte vor. Das erste baute auf der Tatsache auf, dass die PERRY RHODAN-Kunden sehr treu waren und sich für die klassische Science Fiction interessierten.

»Lassen Sie uns eine Serie machen, die Science-Fiction-Romane präsentiert, die von den PERRY RHODAN-Autoren außerhalb der Serie geschrieben worden sind«, argumentierte ich. Ich nannte Autoren wie K. H. Scheer, Clark Darlton und Hans Kneifel. »Ihre Romane aus den 60er- und 70er-Jahren würden wir gern in einer schönen Edition veröffentlichen, mit einem begleitenden Vorwort und eventuellem Zusatzmaterial.«

Das Thema fanden die Kolleginnen bei Bertelsmann nicht so interessant. Das sei noch eine weitere Science-Fiction-Serie, und der Kundenkreis sei letztlich doch der gleiche.

Ebenso schnell lehnten sie ein Konzept ab, die ATLAN-Serie in einer modernen Aufmachung für den Sammler- und Abonnentenmarkt neu aufzulegen. »Wenn wir uns auf die Zeitabenteuer konzentrieren, können wir die Schnittmenge aus Science Fiction und historischem Roman ansprechen«, so unser Argument, das leider nicht ankam. Immerhin bat man uns, weiteres Ideen-Material zusammenzufassen und zu schicken.

Interessanter fanden die Kolleginnen zwei andere Serienkonzepte. Eines davon stammte gar nicht aus der PERRY RHODAN-Redaktion.

Ulrich Magin, einer der Lektoren des Moewig-Buchverlages, war erfinderisch und steckte stets voller Ideen. Wir hatten uns oft über Serienkonzepte unterhalten, und ich wusste, dass er gern mehr machen wollte.

So hatte er das Konzept für »Die Tempelritter« entwickelt und uns in der Kurzfassung mitgegeben. Da unter anderem Hans Kneifel mitarbeiten sollte, interessierte mich das Konzept persönlich sehr.

»Es ist eine historische Serie«, stellte ich vor. »Es geht um das Geheimnis der Templer, die Serie spielt im Mittelalter, und ihre Helden reisen durch Europa sowie durch den Nahen Osten.« Verschiedene Autoren sollten die Serie schreiben, das Konzept sowie die Exposés erstellte Ulrich Magin, und er würde sich auch darum kümmern, dass die Serie historisch sauber recherchiert wurde.

Ich kannte mich in den Details nicht gut aus, da der Kollege alles selbst machen wollte, aber ich beantwortete die vielen Fragen so gut und so ausführlich, wie ich es vermochte. Die Bertelsmann-Damen wollten weitere Informationen: Wie schnell konnten die Bände geliefert werden, wie hoch seien die Kosten für Bertelsmann, wie sähe es mit Titelbildern oder Landkarten aus?

Ich notierte mir die Fragen und kündigte an, mich im Verlag sofort darum zu kümmern. »Danach wird Herr Magin übernehmen«, versprach ich.

Die nächste Serie, die wir vorstellten, kam aus dem Fantasy-Genre. Wir hatten bewusst kein inhaltliches Konzept dabei, auch keinen konkreten Titel. »Immer mehr Frauen lesen Fantasy-Romane«, argumentierte ich, »es gibt aber keine Serie, die sich speziell an diese Leserinnen wendet.« Ich schlug vor, eine Fantasy-Serie für diese Zielgruppe zu konzipieren und über den Club zu vertreiben.

Wer diese als Autor oder Autorin schreiben würde, war mir zu diesem Zeitpunkt gleichgültig. Wir kannten genügend Menschen, die professionell in diesem Genre tätig waren und mit denen wir gute Erfahrungen gesammelt hatten. Das Ziel sei, so meine logische Schlussfolgerung, »nach dem Muster von PERRY RHODAN« zu arbeiten, mit Exposés und klaren Terminen, mit einem Autorenteam und einem Chefautor – oder einer Chefautorin.

Inhaltlich würde diese Serie von Sabine und mir betreut werden, wir würden sie im Verlag produzieren und idealerweise druckfertige Dateien bei Bertelsmann anliefern. »So hätten Sie ein exklusives Produkt, das die Kundinnen sonst nirgends im Buchhandel erwerben können«, brachte ich ein zusätzliches Marketing-Argument.

Das Thema schien anzukommen. Wir diskutierten über die möglichen Inhalte ebenso wie über die Zielgruppe und den Erscheinungsrhythmus. »Sie müssten dann jeden Monat ein Buch liefern«, sagte die Programmleiterin. »Schaffen Sie das?«

Ich war sicher, dass wir das hinbekommen würden. Die Fantasy-Buchreihe könnte gut nebenbei laufen, wir könnten alle Strukturen des Verlages nutzen – und wir waren trainiert darin, termingetreu zu produzieren und zu liefern.

Den Rest der Besprechung verbrachten wir mit Details aller Art. Wir sprachen über die Zukunft des Bertelsmann-Clubs und neue Projekte bei PERRY RHODAN, über neue Serien und Autoren, über Kochbücher und Ratgeber aus dem allgemeinen Moewig-Programm und vieles anderes mehr.

Als Sabine Bretzinger und ich am späten Nachmittag die Räumlichkeiten verließen, hatten wir das Gefühl, trotz aller Konflikte und Schwierigkeiten einen sehr wichtigen Besuch absolviert zu haben.

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