28 Oktober 2016

Wie »Die falsche Welt« entstand

Ein Logbuch der Redaktion

Als Christian Montillon im März das Exposé für den PERRY RHODAN-Roman mit der Nummer 2812 finalisierte, stand hierfür noch kein Titel fest. Wir wussten, dass Andreas Eschbach diesen Roman schreiben würde, und wir wollten daraus »mehr« machen – so richtig konkret war dieses »mehr« zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Christian schrieb deshalb zum Inhalt: »Dieser Roman bildet den Auftakt zu einem besonderen Viererblock (PR 2812-2815), der von Andreas Eschbach und Verena Themsen geschrieben wird. Die Handlung ist in spezieller Weise ›losgelöst‹ und zeigt das dritte Jahrtausend NGZ in der Milchstraße: Eine Zukunft, wie sie nach langer Herrschaft der Atopen aussehen würde ... d.h. eine Zukunft, wie sie auch serienintern niemals entstehen wird.«

»Die falsche Welt«Was er in diesem Vorwort nicht erwähnte, war die Vorbereitung für die vier Romane. Zahlreiche Mails wurden zwischen Christian Montillon und Wim Vandemaan gewechselt, ebenso kommunizierten Verena Themsen und Andreas Eschbach sehr oft miteinander. Gelegentlich wurde auch ich eingebunden, zumeist aber arbeiteten die Autoren und die Autorin sehr intensiv und ohne redaktionelle »Beihilfe«.

Christian machte im März 2015 gleich klar, welche Bedeutung die vier Bände haben sollten: »Dieser Viererblock ist ein ›Was wäre wenn‹, aber alles andere als irrelevant; unter anderem deshalb, weil mit Germo Jobst eine für den weiteren Verlauf wichtige Figur ›mitgenommen‹ wird. Außerdem werden wichtige Erkenntnisse über Vetris-Molaud und Matan Addaru Jabarim gewonnen.«

Bekanntlich verfasste Andreas Eschbach die Romane »Willkommen im Tamanium!«  und »An Rhodans Grab«, während Verena Themsen die Romane »Im Netz der Kyberspinne« und »Der letzte Kampf der Haluter« beisteuerte. Mir gefielen alle vier Bände; ich erinnere mich, dass ich das alles sehr spannend fand.

Mir wurde immer klarer, dass wir es schaffen müssten, aus den vier Heftromanen ein gemeinsames Buch zu machen. Vor allem die Reaktion der Leser munterte mich auf und zeigte mir, dass in den vier Romanen tatsächlich das Potenzial zu einer Zweitverwertung steckte, wie man das in der Verlagswelt nennt.

Mit den Kolleginnen und Kollegen im Lektorat von Bastei-Lübbe stand ich zu dieser Zeit sowieso in einem andauernden Gedankenaustausch. Recht schnell konkretisierte sich der Plan: Wir würden aus diesen vier Romanen ein schönes Taschenbuch machen. Auch die vertraglichen Eckpunkte konnten wir schnell fixieren, ebenso den weiteren Ablauf unserer gemeinsamen Arbeit.

Arndt Drechsler gestaltete ein wunderschönes Titelbild, und Bastei-Lübbe sprach bereits den Vertrieb auf das gemeinsame Werk an. Somit standen bereits Ende 2015 alle entsprechenden Weichen ...
Christian Montillon setzte sich im Frühjahr 2016 noch einmal an die vier Bände. Er verfasste ergänzende Texte, strich auch einige Absätze und Szenen heraus, die man nicht für das Verständnis der »falschen Welt« benötigte, und sorgte so dafür, dass aus vier einzelnen Romanen ein packendes Gesamtwerk wurde. Er lieferte das Manuskript pünktlich in die Redaktion – wir gingen noch einmal drüber und lieferten dann an die Bastei-Kollegen.

In der zweiten Oktober-Woche wird der Roman ausgeliefert. Dann werden hoffentlich viele Science-Fiction-Interessierte in einer Buchhandlung den Roman sehen und kaufen. Sie werden die Geschichte von Atlan und seinen Gefährten in der Falschen Welt lesen und hoffentlich wissen wollen, wie es nach dem abgeschlossenen Abenteuer weitergeht.

Unsere Helden reisen schließlich weiter, ihr Ziel sind die Jenzeitigen Lande – und was sie auf diesem Weg erleben, ist Thema für viele weitere Romane. Die Leser der wöchentlichen PERRY RHODAN-Serie wissen das alles bereits, nicht aber die potenziellen Neuleser. Für sie ist »Die falsche Welt« ein Auszug aus dem PERRY RHODAN-Universum, ein Kapitel aus der größten Science-Fiction-Saga der Welt. Und wenn sie Lust darauf haben, mehr zu erfahren, warten Tausende von Romanen auf sie ...

27 Oktober 2016

Anredeformen im Jupiterdunst

Ein Thema, das die Autoren seit den frühen Tagen der PERRY RHODAN-Serie beschäftigt: Wie gehen eigentlich die langlebigen oder gar unsterblichen Hauptfiguren miteinander um? Wie sprechen Perry Rhodan und Reginald Bull miteinander, wie reden Atlan oder Julian Tifflor, wie stelle ich mir Konflikte zwischen Icho Tolot und Alaka Saedelaere vor.

Ganz früher siezten sich die meisten untereinander, sieht man von Freunden wie Bull und Rhodan ab oder eben von Gucky, der alle anderen duzte. Später wurden abgestufte Anredeformen eingeführt: Julian Tifflor wurde auch als Solarmarschall noch locker mit »Tiff« angesprochen und reagierte mit »Sir«. Ab Band 1000 und ab der Zeit der Kosmischen Hanse führten die Autoren das flächendeckende »Du« ein.

Eine richtig schöne Darstellung dazu findet sich im zwölften Band der Minierie PERRY RHODAN-Jupiter, der in dieser Woche in die Setzerei ging. Ich zitiere einfach mal und überlasse es den findigen Lesern, genauer herauszufinden, wer »Lieplich« eigentlich ist.

»Die Unsterblichen haben ja einen eigenartigen Umgangston«, bemerkte Lieplich.

»Nur wenn Zuhörer dabei sind«, antwortete Rhodan. »Wenn wir unter uns sind, siezen wir uns.«

26 Oktober 2016

Ich trividiere in dieser Woche ...

Ich gestehe, dass ich in diesen Tagen ein wenig nervös bin. PERRY RHODAN-Trivid steht kurz davor, offiziell zu erscheinen. Bisher gab es »nur« den Prolog als kostenfreies E-Book, aber jetzt kommt der erste Roman als E-Book heraus. Es wird sich entscheiden, wie die neue Serie bei unseren Lesern ankommt; das kann man im voraus nie sagen, egal, wieviel Arbeit in die Romane gesteckt wird.

Die Abenteuer von Lian Taupin und Perry Rhodan in der Welt des dreidimensionalen Fernsehens – und darüber hinaus – haben mir sehr gut gefallen. Christian Montillon und Oliver Fröhlich verfassten ein spannendes Konzept voller Wendungen und originellen Figuren; die sechs Romane und der Prolog bieten dann eine packende Lektüre für alle Menschen, die Science Fiction und/oder Thriller mögen.

Schon klar, das klingt wie Eigenwerbung. Aber so habe ich es empfunden. In den einzelnen Phasen unserer Arbeit an Trivid gab es durchaus interne Kritik – aber auf das fertige Produkt bin ich jetzt richtig stolz. Und eben nervös, weil ich nicht weiß, ob meine Begeisterung von den Lesern geteilt wird ...

25 Oktober 2016

Phantome in Terrania

(Vorbemerkung: Heute schaue ich bewusst einmal wieder tausend Bände in die Vergangenheit. Es geht um den Band 1879, der im Zyklus »Die Heliotischen Bollwerke« spielt.)

Ernst Vlcek hatte eine Phantasie, die bei ihm oft über die Stränge schlug. Bei der Entwicklung der Dscherro wollte es der Exposéautor »so richtig krachen« lassen. Das merkt man schon im Exposé des Romans, der unter dem harmlosen Titel »Phantome in Terrania« erschien und bei den Lesern nicht gerade für Begeisterung sorgte – der Band enthielt den ersten Auftritt der monströsen Dscherro.

Als Beispiel für einen besonders gefährlichen Dscherro-Krieger benutzte Ernst Vlcek den »brutalen Fellokk«; damit wollte er einen Witz über Robert Feldhoff machen, der das mit gelassenem Humor hinnahm. Die Dscherro sollten, so das Exposé, nicht als »lustiges Völkchen« geschildert werden, sondern als »kompromisslos-brutale Ausbeuter«.

Der Autor stellte mehrfach klar: »Sie dürfen nie humorig oder lächerlich dargestellt werden.« Das gelang ihm in diesem Roman auch (der im Lektorat sogar ein wenig »entschärft« werden musste), in dem er die bösartigen Außerirdischen mit viel Freude am Detail in die Handlung einführte.

Sein Ziel war dabei eindeutig: Er wollte die »High-Tech« der Terraner mit der rohen Gewalt der Dscherro konfrontieren, gleichzeitig auch Themen wie Geiselnahme in der Handlung verarbeiten. Die Leser mochten das in der Mehrheit überhaupt nicht – aber das konnten die Autoren und die Redaktion nicht wissen, als die entsprechende Handlung im Sommer 1997 vorbereitet wurde.

24 Oktober 2016

Ein grauer Tag in Köln – Teil drei

Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«

Die Trauerfeier für Thomas Ziegler lief an diesem grauen Tag im September 2004 nicht so, wie ich es erwartet hatte. Meine Rede fand ich selbst nicht gerade brillant und angemessen – aber ich war auch nicht darauf vorbereitet. Deshalb war ich sehr froh, als sich eine Änderung abzeichnete.

Auf einmal ging die Tür auf, und neben einer ganzen Reihe anderer Gäste tauchte Michael Görden auf. Der Verlagslektor und Literaturagent hielt als alter Freund des Verstorbenen seine Rede, in der er vor allem auf den Menschen einging und die Person würdigte. Sehr ausführlich sprach er allerdings auch nicht, so dass sich die Verabschiedungszeremonie auf zwei kurze Reden und viel Orgelmusik beschränkte.

Als PERRY RHODAN-Autor hatte Rainer in den 80er-Jahren erneut gezeigt, welches Talent er besaß. Er schaffte es, aus vergleichsweise schlichten Weltraumabenteuern packende Romane zu erschaffen, in dem er sich auf die Personen konzentrierte und diese so interessant schilderte, dass man als Leser auch mit den bizarrsten Außerirdischen mitfieberte.

Thomas ZieglerDer Weltraumreporter Krohn Meysenhart blieb mir zwanzig Jahre lang im Gedächtnis. Der Blue, dessen Name ich vergessen habe und der stets versuchte, einen Muurt-Wurm zu essen, war eine skurrile Figur mit Tiefgang. Und bereits der Armadaflößer, die Hauptfigur des ersten Ziegler-Romans bei PERRY RHODAN, hatte eine faszinierende Ausstrahlung, die man in der Serie zu jener Zeit nicht so oft fand. Beeindruckend war das stets, und mir hatten alle Ziegler-Romane gefallen. Deshalb war ich schwer enttäuscht, als die Zusammenarbeit zwischen dem Verlag und dem Autor Mitte der 80er Jahre plötzlich und ohne Angabe von Gründen beendet wurde.

Irgendwann hörte das Orgelspiel auf. Die Eltern des Verstorbenen gingen als erste an den Sarg mit den sterblichen Überresten, um sich von Rainer Zubeil zu verabschieden, dann folgten die Familienangehörigen. Zuletzt gingen die Kollegen und ich hin, um einen letzten Gruß zu geben. Es war ein beklemmendes Gefühl. Obwohl ich den Verstorbenen kaum gekannt hatte, ging es mir in diesem Moment stark ans Gemüt; fast hätte ich geheult.

Vor der Tür herrschte grauer Nieselregen. Die Lebensgefährtin lud uns zu einem Imbiss in eine Kneipe in der Kölner Südstadt ein. Sie sagte, es sei Rainers Lieblingskneipe gewesen, und er hätte sich bestimmt darüber gefreut, wenn wir kommen würden. Horst Pukallus, Achim Mehnert und ich entschlossen uns, mit Uwe Anton in die Südstadt zu fahren. Diesen letzten Wunsch wollten wir dem Verstorbenen erfüllen.

Achim Mehnert als Ortskundiger lotste uns quer durch die Stadt, und nach einer halben Stunde fanden wir einen Parkplatz. Später saßen wir in einem sehr gemütlich wirkenden, aber für eine Trauerfeier nicht optimalen Lokal in der Südstadt. Es blieb eine seltsame Veranstaltung: Wir Science-Fiction-Leute saßen zusammen, einigermaßen sprachlos und wortkarg, und unterhielten uns in kurzen Sätzen, die von langen Redepausen unterbrochen wurden. Einige rauchten, einige tranken Kaffee, einige aßen eine Suppe.

Die Familie bildete eine eigene Gruppe, ebenso die alten Freunde des Verstorbenen. Zwischen den Gruppen gab es wenig Kontakt. Immerhin war es warm in dem Lokal, wenngleich die Stimmung irgendwie seltsam war. Mit den Science-Fiction-Kollegen tauschte ich Erinnerungen an Rainer Zubeil aus, wir waren traurig und bedrückt.

Am späten Nachmittag verließ ich die Gaststätte. Der Himmel über Köln war immer noch grau, es nieselte leicht, und ich fröstelte. Als ich mit der Bahn die Stadt verließ, umfing mich erneut die Trauer. Ich schaute aus dem Fenster des Zuges, der mich in Richtung Süden trug, und dachte an die Romane, die Rainer Zubeil geschrieben hatte, und an die Romane, die er noch verfassen wollte.

Es war ein grauer Tag, es war ein grausiger Tag, und ich wollte den verstorbenen Autor als lebenslustigen Menschen in Erinnerung behalten. Ein schweres Unterfangen ...

23 Oktober 2016

Mit Perry in Dreieich

Wenn man sich »festlabert«, verliert man die eigentliche Arbeit gern aus den Augen. So erging es mir am Samstag, 22. Oktober 2016, auf dem BuchmesseCon in Dreieich. Ich hätte vor lauter Reden schon vergessen, dass ich an einem Programmpunkt zu PERRY RHODAN teilnehmen sollte.

Plötzlich eilten ganz viele Leute an mir vorüber. Madeleine Puljic zog an meinem Ärmel und sagte: »Unser Panel geht gleich los.« Ich war einen Moment lang verdattert, dann fiel mir ein, dass ich auch der Moderator des Programmpunktes war. Und weil ich recht knapp dran war, bestand meine Vorbereitung dann nur aus einigen hektischen Notizen.

Im Veranstaltungsraum fanden sich um 18 Uhr einige Dutzend Menschen ein, die meisten davon langjährige Leser, aber auch einige Personen, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Mit mir auf dem Podium saßen Verena Themsen, die PERRY RHODAN-Teamautorin, Kai Hirdt, der bei PERRY RHODAN NEO und anderen Projekten mitwirkt, sowie Madeleine Puljic, von der demnächst der erste Beitrag zu PERRY RHODAN NEO erscheinen wird.

Nachdem ich als Moderator versucht hatte, die Autorinnen und den Autor vorzustellen, kamen die Fragen aus dem Publikum. Es ging um die aktuelle Handlung bei der Erstauflage oder auch darum, welche neuen Projekte wir in naher Zukunft anstoßen würden.

Insgesamt fand ich die Stimmung sehr angenehm, und es hätte auch noch gut eine Stunde länger gehen können. Aber man kann ja nicht alles haben ...

20 Oktober 2016

Erster Messetag in Frankfurt

Es gilt dasselbe wie im vergangenen Jahr ... Es kann durchaus bereichernd sein, mal keinen eigenen Messestand zu haben, an dem man seinen Dienst ausüben muss; gleichzeitig erhöht es den Zeitdruck nicht unwesentlich. Der Donnerstag morgen begann mit einer nervigen Straßenbahn- und einer geruhsamen ICE-Fahrt; in den Hallen der Frankfurter Buchmesse traf ich zeitig ein.

Sieht man von Menschen ab, die mir auf den Gängen begegneten, hatte ich am Vormittag zwei Verlagstermine. Das heißt: Ich besuchte Verlage, mit denen wir in einem freundschaftlichen Dialog stehen, aus dem vielleicht irgendwann etwas werden wird. Bei einem Verlag sprachen wir sogar über ein konkretes Projekt. Na ja, schauen wir mal ... bei Buchmessen wird ja immer viel geredet.

19 Oktober 2016

Ein grauer Tag in Köln – Teil zwei

Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«

Als sich die Türen zur Beisetzungshalle öffneten, traten wir ein. Uwe Anton, Achim Mehnert, Horst Pukallus und ich blieben als Gruppe im Hintergrund und warteten, bis die Familie und die Freunde ihre Plätze eingenommen hatten. Dann erst setzten wir uns, um unserem Freund und Kollegen Rainer Zubeil – alias Thomas Ziegler – das letzte Geleit zu geben.

Vor uns stand der Sarg, um ihn herum waren Blumen und Kränze drapiert. Orgelmusik ertönte, und es entstand die seltsame Stimmung, die es immer gibt, wenn man bei einer Beerdigung dabei ist.

Thomas ZieglerUnd während die Musik ertönte, versuchte ich mir klarzumachen, was Rainer Zubeil für mich bedeutet hatte. Er als Mensch war für mich nicht präsent gewesen, ich hatte ihn früher sowieso nicht gekannt, hatte mich einige wenige Male mit ihm unterhalten, und diese Gespräche waren immer von beruflichen Interessen bestimmt gewesen. Der Autor Thomas Ziegler allerdings hatte mich als Jugendlicher stark geprägt. Ich hatte seine ersten Texte im Fanzine »Exodus« gelesen, seine ersten Romane – darunter »Zeit der Stasis« mit Uwe Anton – geradezu verschlungen und dann begeistert seine Romane für die Serie »Terranauten« gelesen.

Einige seiner Taschenbücher in den achtziger Jahren beeinflussten mich stark: »Stimmen der Nacht« war ein dicht erzählter Parallelwelten-Roman. In dem Roman ist Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg von den Alliierten besetzt worden, während die Nazis in Südamerika ihr Viertes Reich gegründet haben – und dann sind auf einmal im Kölner Dom die Stimmen von Hitler und anderen alten Nazis zu hören. »Alles wird gut« widerum war eine bitterböse Satire über eine nahe Zukunft, in der es in Köln von Verrückten nur so wimmelt.

Rainer Zubeil hatte eine großartige Fantasie, seine Ideenvielfalt überstieg die vieler Kollegen. Das machte mir unglaublichen Spaß, vielen anderen Lesern sicher auch. Bei den »Terranauten« waren es die Romane von Robert Quint, die mir besonders gut gefielen – Robert Quint war ein weiteres Zubeil-Pseudonym –, und ich las die Serie zeitweise lieber als PERRY RHODAN.

Das erkannten die Verantwortlichen im Pabel-Verlag in den 80er-Jahren wohl auch, denn sie verpflichteten Rainer als Autor für PERRY RHODAN, nachdem die »Terranauten« eingestellt worden waren. Als Thomas Ziegler schrieb Rainer nicht nur einige großartige Romane, mit denen er die Serie bereicherte, er verfasste darüber hinaus viele Exposés.

Meine Gedanken wurden unterbrochen, als die Orgel verstummte. Die Lebensgefährtin des Verstorbenen wandte den Kopf und blickte zu mir herüber. Uwe Anton, der neben mir saß, gab mir einen leichten Stoß in die Seite und nickte mir auffordernd zu.

Erst in diesem Augenblick wurde mir klar, dass es keinen offiziellen Redner gab, keinen Prediger oder einen sonstigen Sprecher. Und da Michael Görden nicht anwesend war, musste ich eine Rede halten. Ich stand auf, froh darüber, mir im Zug doch einige Sachen ausgedacht und notiert zu haben, und ging mit wackeligen Beinen nach vorne.

Reden hatte ich in meinem Berufsleben schon einige gehalten; sogar bei politischen Veranstaltungen hatte ich gesprochen. Und bei zwei Begräbnissen hatte ich die Grabreden gehalten, allerdings stets gut vorbereitet und mit einem Manuskript ausgestattet. Jetzt stand ich vor der Trauergemeinde, zu der in der Zwischenzeit noch einige Menschen mehr gekommen waren, fühlte die Blicke vor allem der Lebensgefährtin und der Eltern auf mich ruhen und fühlte mich sehr unwohl. Meine Finger waren schweißnass und umklammerten das Stück Papier mit meinen Notizen.

Ich begann meine Rede mit den Worten, dass ich wahrscheinlich derjenige sei, der den Toten am wenigstens gekannt hatte. Und dann las ich einen Absatz vor, der aus dem noch unveröffentlichten PERRY RHODAN-Roman Thomas Zieglers stammte: »Er hatte selbst erfahren, was der Tod eines geliebten Menschen bedeutete, hatte die innere Leere gespürt, die einen zu verschlingen drohte, und den unheilbaren Schmerz, den nicht einmal die Zeit linderte.«

Danach leitete ich zu einigen allgemeinen Worten über, die den Verstorbenen für mich auszeichneten. Ich nannte ihn ein »Sprachrohr seiner Generation«, der auch für uns Jüngere ein wichtiger Mensch gewesen sei. Und ich endete mit meiner kurzen Rede, in dem ich den folgenden Satz brachte, der ebenfalls aus seinem letzten Roman stammte: »Wir sind es den Toten schuldig, dass wir weitermachen, dass wir nicht verzweifeln, sondern ein glückliches und erfülltes Leben führen.«

Es herrschte Stille im Raum, als ich mich an meinen Platz setzte. Danach setzte wieder das Georgel ein.

Ein grauer Tag in Köln – Teil eins

Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«

Es war ein grauer Tag im September 2004: Aus einem diesigen Wolkenhimmel fiel immer wieder feiner Nieselregen, und ein unangenehmer Wind pfiff zwischen den Bäumen und Grabsteinen auf dem Kölner Westfriedhof hindurch. Mit raschem Schritt eilte ich auf die Halle zu, in der in wenigen Minuten die Verabschiedung des Verstorbenen beginnen sollte. Mein offener Mantel wehte im Wind, die schwarze Krawatte flatterte seitlich aus der Anzugsjacke, und ich hatte das Gefühl, zu spät zu kommen.

Thomas ZieglerVerdammter Taxifahrer!, dachte ich die ganze Zeit, während ich auf die drei Männer zuhielt, die auf der einen Seite des Eingangs standen, eindeutig räumlich getrennt von der Gruppe der anderen Trauernden. Der Fahrer hatte den Eingang zum »richtigen« Friedhof nicht gefunden, hatte mich zuerst zum Jüdischen Friedhof gebracht, der direkt um die Ecke war, bevor er das Gelände angesteuert hatte, das ich ihm genannt hatte. Das alles hatte sehr viel Zeit gekostet.

Es war ein seltsamer Anlass für einen Besuch in Köln. Das letzte Mal, als ich in der Stadt am Rhein gewesen war, hatte eine herrliche Wintersonne auf die Straßen und Plätze heruntergestrahlt. Ich hatte mich mit dem Schriftsteller und Übersetzer Rainer Zubeil getroffen, um mit ihm eine intensivere Zusammenarbeit zu besprechen.

Er hatte in den 80er-Jahren unter seinem Pseudonym Thomas Ziegler einige wesentliche Beiträge für die PERRY RHODAN-Serie geschrieben und wollte jetzt wieder fest »bei uns« einsteigen. Seine ersten Beiträge in der »neuen Zeit« fand ich hervorragend, und ich hatte das Gefühl, dass wir in den kommenden Jahren sehr gut zusammenarbeiten würden. Mein Empfinden war, dass wir eine gemeinsame Basis hatten, die man für viele Projekte nutzen könnte.

Und jetzt war ich wieder in Köln, um genau diesen Menschen zu verabschieden. Nur wenige Monate lagen zwischen diesen zwei Begegnungen, und vielleicht war es die Kürze dieser Zeit, die mir diesen Tod als besonders erschütternd erscheinen ließ. Jahre- und jahrzehntelang hatten sich die Kontakte zwischen dem Autor und der Redaktion auf das Allernötigste beschränkt, und nun hatte sich eine positive Zukunft angebahnt.

Ich drückte den drei Männern nacheinander die Hand; für uns alle war dies nicht die Begegnung, die wir uns gewünscht hatten. Alle drei Männer wiesen graue Gesichter auf, und mir war klar, dass ich ebenso grau aus meinem dunklen Anzug schaute.

Der erste war Uwe Anton, der Mann, mit dem Rainer Zubeil vor gut dreißig Jahren zusammen an Science-Fiction-Fanzines mitgearbeitet hatte, der Mann, der zusammen mit ihm die ersten Romane geschrieben und publiziert hatte – seit Jahren war Uwe Anton einer der Autoren, die für PERRY RHODAN schrieben.

Der zweite war Horst Pukallus, ein Alters- und Zeitgenosse Uwes und Rainers; zusammen mit Rainer hatte er vor einem Vierteljahrhundert bei der hervorragenden SF-Serie »Die Terranauten« mitgearbeitet, zusammen mit Rainer und Uwe hatte er politische Kurzgeschichten für verschiedene Verlage und politische Artikel für die »Science Fiction-Times« geschrieben, zusammen mit Rainer hatte er in den Jahren zuvor viele »Star Trek«-Romane übersetzt.

Zuletzt Achim Mehnert, ein Altersgenosse von mir, deutlich jünger als Rainer, Uwe und Horst, aber ein Kölner Schriftsteller, der seit einigen Jahren für Science-Fiction-Serien anderer Verlage schrieb, aber auch schon zwei Romane in den von mir betreuten Reihen veröffentlicht hatte. Er gehörte mittlerweile zu meinen ältesten Bekannten.

So stand ich mit den drei Männern da, überlegte kurz, was ich tun sollte. Uwe Anton verwies mich auf die Lebensgefährtin des Verstorbenen, ich trat hinüber zur Gruppe der anderen Trauernden, wahrscheinlich die Familie und die Freunde. Ich drückte der Lebensgefährtin und der schwer erschüttert wirkenden Mutter mein Beileid aus und wechselte einige wenige Worte mit ihnen.

Im Vorfeld hatten die Lebensgefährtin und ich ein paar Mal kommuniziert. Ich sollte keine offizielle »Grabrede« halten, für diese war Michael Görden vorgesehen. Michael Görden, ein erfahrener Verlagsredakteur, Übersetzer und Herausgeber, hatte den Verstorbenen ebenfalls seit Jahrzehnten gekannt, er hatte mit ihm in den 80er-Jahren zusammengearbeitet. Für eine Rede war er sicher besser geeignet als ich, und deshalb hatte ich mich nicht im Geringsten vorbereitet.

»Michael ist noch nicht da«, erzählte mir die Lebensgefährtin. »Es gab Verzögerungen mit seinem Flug von Berlin nach Köln, und jetzt steckt er im Stau.« Ob ich nicht doch einige Worte sagen wolle? Ich überlegte kurz, nickte dann aber; zwei oder drei Sätze würde ich schaffen, vor allem dann, wenn vor mir ein Prediger oder ein Trauerredner sprechen würde.

18 Oktober 2016

Lutoo ist meine Heldin

Dass Robert Corvus einen PERRY RHODAN-Doppelband geschrieben hat, haben wir schon gelegentlich erzählt. Ich habe die beiden Romane längst durchgelesen, sie sind schon in der weiteren Produktion.

Also kann ich noch ein wenig plaudern: Meine Lieblingsfigur in beiden Bänden ist nämlich eine gewisse Lutoo. Nicht einmal, weil sie besonders nett ist oder zu »unseren Helden« zählt – nein, vor allem deshalb, weil der Autor eine Figur der »Gegner« so glaubhaft und packend beschreibt, dass sie mir wirklich ans Herz gewachsen ist.

Lutoo ist ein Beleg dafür, dass die »Heldin« oder der »Held« eines Romans nicht einmal positiv sein müssen, dass man sie als Leser mag. Wobei Lutoo auch nicht »böse« ist, sondern einfach ... Sie ist klar und kompetent, sie tritt entsprechend militärisch auf, und das schildert der Autor richtig klasse.

Ich warte mal ab, wie Lutoo bei den Lesern ankommt. Mir wuchs sie während der beiden Romane geradezu ans Herz. Da wird nicht jeder meine Meinung teilen, fürchte ich ...

17 Oktober 2016

Print On Demand auf dem Abstellgleis?

Als wir auf der Frankfurter Buchmesse im Herbst 2007 eine Sonderausgabe des Romans »Zielzeit« präsentierten, ging ich davon aus, dass dies der Startschuss für eine neue Art von Veröffentlichung sein könnte. Der Band wurde mithilfe eines Partners als »Print On Demand« angeboten; die Bücher wurden »live« gedruckt und konnten von Personen, die entsprechend vorbestellt hatten, direkt mitgenommen werden. Robert Feldhoff als Autor und Dirk Schulz als Zeichner signierten den Roman zudem.

Damals ging ich davon aus, dass Print On Demand der neue attraktive Geschäftszweig werden würde: PERRY RHODAN-Fans würden sich Romane, die sie unbedingt nachlesen wollten, einfach per »POD« bestellen und ins Haus liefern lassen. Das klang nach einer schönen Idee, die vor allem den Sammlern und den Einzelbandkäufern gefallen müsste.

Seit damals sind neun Jahre vergangen. Wir erlebten den Erfolg der E-Books, und wir sehen, dass PERRY RHODAN im digitalen Bereich ganz anders präsentiert wird. Das Thema »POD« scheint derzeit kaum noch jemanden zu interessieren.

Ich gestehe: Ganz außen vor ist das Thema nicht. Gelegentlich sprechen wir darüber und machen uns Gedanken über eine mögliche Umsetzung längst vorhandener Konzepte. Meist hapert es an der Zeit.

Aber denjenigen, die sich gelegentlich nach solchen »POD«-Produkten erkundigen, sei gesagt: Wir haben's nicht vergessen und machen daran weiter, sobald wir die Kapazität dafür haben. Versprochen!

16 Oktober 2016

Die Tschubai-Chroniken in Arbeit

Ein Thema, mit dem ich mich an diesem Sonntag beschäftige, sind die Tschubai-Chroniken. Wer sich unter diesem Begriff nichts vorstellen kann, möge sich nicht grämen: Bis vor einem halben Jahr hätte ich ihn ebenfalls nicht gekannt. Wer bei diesem Begriff auf Assoziationen kommt, die mit der Frühzeit der PERRY RHODAN-Serie zu tun haben, ist allerdings auf dem richtigen Weg.

Ich will noch nicht auf die inhaltlichen Details eingehen. Die Figur des Ras Tschubai zählt zu den klassischen Figuren der Serie; seit dem Jahr 1961 gehörte er zur Handlung, bis er irgendwann – vor langer, langer Zeit – aus ihr verschwand. Mit dem Raumschiff RAS TSCHUBAI wird bewusst an ihn erinnert, und demnächst wird es drei Romane geben, in denen die sogenannten Tschubai-Chroniken eine wichtige Rolle spielen.

Dabei schlagen wir bewusst eine inhaltliche Klammer zur Frühzeit der Serie, ohne allerdings »olle Kamellen« aufwärmen zu wollen. Was ich bisher gelesen habe, hat mir sehr gut gefallen; das Thema sollte auch bei den meisten Lesern gut ankommen.

15 Oktober 2016

Gute Geschäfte gehört

Was transportieren Raumschiffe eigentlich in der Zukunft des PERRY RHODAN-Universums? Diese Frage stellen sich gelegentlich die Leser – die Kurzgeschichten der STELLARIS-Serie geben dazu eine vielfältige Antwort. Dieser Tage hörte ich die dreißigste Geschichte. Sie stammt von Michael G. Rosenberg, trägt den Titel »Gute Geschäfte« und wurde von Martin Bross eingelesen.

Diesmal geht es um gerissene Schmuggler und nervtötende Bürokraten auf dem Planeten Da'umarol; die Besatzung der STELLARIS benötigt einige Zeit, bis sie beweisen kann, wer eigentlich wirklich die Kommandantin ihres Schiffes ist. Und dann wird ein Plan geschmiedet, der den Bösewicht überführen soll.

Eine ausgesprochen unterhaltsame Geschichte, die von Martin Bross mit verschiedenen »Stimmen« präsentiert wird. Danach weiß man zwar immer noch nicht, was genau so ein Schiff transportiert, bekam aber einen schönen Einblick in die Welt des 15. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung.

14 Oktober 2016

Die Buchmesse 2016 steht vor der Tür

Es ist jedes Jahr – fast – dasselbe für die PERRY RHODAN-Redaktion. Im Oktober werden die Vorbereitungen für die Frankfurter Buchmesse langsam immer hektischer. Das Telefon klingelt, Mails treffen ein; offenbar müssen auf dem allerletzten Drücker noch Termine vereinbart werden. Das war schon früher so, damals eben noch ohne E-Mails.

Im Oktober 2016 kommt es mir fast anstrengender vor als sonst. Es ist das zweite Jahr hintereinander, in dem wir mit PERRY RHODAN keinen eigenen Messestand haben.

Das macht das Planen schwieriger, auch die Termine lassen sich nicht mehr so einfach finden. Für mich ist es zudem das erste Jahr, in dem ich nur für zwei Tage durch die Messehallen stressen werde.

Machen wir uns nichts vor: Spätstens am Mittwoch weicht der Vor-Messe-Stress der Vor-Messe-Freude; dann werden die ordentlichen Hemden aus dem Schrank geholt und die Visitenkarten eingepackt. Schließlich geht's darum, die PERRY RHODAN-Serie auf der weltgrößten Buchveranstaltung so gut wie möglich zu präsentieren ...

13 Oktober 2016

Wie 2009 ein Logo entstand ...

Aus der Serie »Ein Bild und seine Geschichte«

Die Vorbereitungen für den PERRY RHODAN-WeltCon 2011 begannen – wie es sich für eine Veranstaltung dieser Größe gehört – schon einige Jahre im voraus. Unter anderem ging es darum, ein Logo zu finden, das wir den Con verwenden konnten, ebenso aber auch für die Marketing-Aktivitäten, zu denen auch Prospekte und Anzeigen zählten.

Das war knifflig. Sollten wir ein Bild-Logo – etwa eine klassische Rakete? – einbauen, oder sollten wir eine reine Schriftenlösung anstreben? Musste der klassische PERRY RHODAN-Kopf auftauchen? Sicher war zu diesem Zeitpunkt eigentlich nur eines: Irgendwie musste die Zahl »50« rein, ebenso der Schriftzug.

Ein netter Entwurf, den wir in der Diskussion verwarfen, kam im Frühjahr 2009. Dieser Entwurf griff neben der Schrift auch die »Rhodanfarbe« auf, also das Rot des Titelkästchens. Ebenso war eine Rakete recht prominent zu sehen.

Die Rakete strichen wir – jemand sagte in einer Diskussion, sie sähe aus wie »ein Schwarzwald-Tannenbaum«; das ist in einer Kleinstadt am Fuß des Schwarzwaldes ein schlagendes Argument. Den Kasten griffen wir aber auf, und auf dieser Basis wurde weiter entwickelt.

12 Oktober 2016

Die falsche Welt auf dem Tisch

Heute kamen die Belegexemplare von Bastei – und ich habe mich sehr darüber gefreut: »Die falsche Welt« ist erschienen, die Kollegen haben uns bereits beliefert, und in diesen Tagen geht das Buch auch in den Handel. Ich finde, dass es super aussieht, nicht nur wegen des gelungenen Titelbildes von Arndt Drechsler, sondern ebenso wegen des Klappumschlags und des schönen Layouts. Dieser Band sollte in den Buchhandlungen gut zu finden sein ...

Die ersten Vorarbeiten zu diesem Band leisteten wir zu Beginn des Jahres 2015; es gab viele Vorgespräche, Telefonate und Mails, bis die Exposés standen. Wim Vandemaan und Christian Montillon lieferten die Exposés, dann wurden diese im März 2015 an die Autoren verschickt. Verena Themsen und Andreas Eschbach gingen an die Arbeit, sie lieferten pünktlich, es wurde redigiert und korrigiert – und im Sommer 2015 erschienen die Heftromane.

Jetzt liegt das Taschenbuch vor: durchaus noch einmal durchgesehen und bearbeitet. Wir haben neue Überschriften eingebaut, es gibt ein Nachwort und ein Glossar; Christian Montillon hat noch mal intensive Textarbeit geleistet. Ziel ist schließlich, dass nicht nur PERRY RHODAN-Kenner zugreifen, sondern auch Menschen, die von unserer Serie bisher nicht viel oder gar nichts wissen.

11 Oktober 2016

Erinnerung an Kenteullen

Schaue ich tausend PERRY RHODAN-Bände in die Vergangenheit, lande ich bei »Kontakt zu Kenteullen«; der Band 1878 der Serie wurde von Arndt Ellmer geschrieben und kam im August 1997 in den Handel. Die Grundzüge für diesen Roman wurde bei einem Exposétreffen zwischen Ernst Vlcek, Robert Feldhoff und mir festgelegt, das wir Ende 1996 in Oldenburg veranstaltet hatten.

In seinem Exposé machte Robert Feldhoff klar, dass der Roman eine gewisse Bedeutung haben würde: »In diesem Schlüsselband werden die Weichen für die PR-Handlung ab 1900 gestellt. Es ist daher datengetreues Arbeiten nötig.« Immerhin ging es um die Heliotischen Bollwerke, die eine zusätzliche Beschleunigung in die damals laufende PERRY RHODAN-Serie brachten.

Mit den Nonggo tauchten seltsame Außerirdische auf, die Terraner lernen mehr über die Faktordampf-Barriere kennen, und es wird klarer, wie die verschiedenen Thoregon-Völker zusammenhängen. Doch leider klappt einiges nicht so richtig, wie es sich die Terraner und ihre Verbündeten vorstellen – und danach bricht ein ziemliches Chaos über die Erde her.

In Band 1878 wurden einige ziemlich wichtige Weichen gestellt. Da versprach das Exposé nicht zu viel ...

10 Oktober 2016

Aufbruch nach Orpleyd

Ein ganz klassisches Titelbild von Swen Papenbrock ziert den PERRY RHODAN-Roman mit dem Titel »Aufbruch nach Orpleyd« und der Bandnummer 2878; erzählt wird zudem ein ganz klassisches Science-Fiction-Thema. Ein Raumschiff und seine Besatzung treten einen große Reise an, über deren Ausgang noch niemand etwas weiß ...

Was mir an Uwe Antons Roman besonders gefallen hat, waren die ungewöhnlichen Hauptfiguren, die er ins Zentrum des Geschehens stellt. Der Untertitel spricht von »ein Mausbiber und zwei Jugendliche«, dazu müsste man noch »eine junge Frau« stellen, damit das Portfolio komplett ist. Die Figuren tragen die Handlung, die sind besonders, und sie werden im Verlauf des laufenden »Sternengruft«-Zyklus noch öfter eine Rolle spielen.

Dass ganz nebenbei erste Informationen über das Ziel der Expedition vermittelt werden, liegt auf der Hand. Vor allem aber wird die Geschichte von vier Freundinnen und Freunden erzählt – den Arbeitstitel »vier Freunde im Weltall« haben wir dann aber doch nicht verwirklicht.

09 Oktober 2016

In Rheda-Wiedenbrück

Bevor »der Club« nach Berlin umzog, saß er in Rheda-Wiedenbrück – das liegt bei Bielefeld, wer den Ortsnamen nicht kennt. Am 12. Juni 2001 fuhren Sabine Kropp und ich nach Rheda-Wiedenbrück, um dort vor Ort mit den Verantwortlichen des Bertelsmann-Clubs über die Zukunft der PERRY RHODAN-Buchreihe zu sprechen.

In Erinnerung blieb, wie sehr bei diesem Gespräch »aneinander vorbei« geredet wurde: Diverse Marketing-Vorschläge der PERRY RHODAN-Redaktion wurden unter dem Aspekt des sogenannten Club-Gedankens abgelehnt. Sie ließen sich nicht verwirklichen, weil interne Richtlinien im Buch-Club dagegen standen.

Das Gespräch verlief trotz aller Schwierigkeiten in einer sehr positiven Atmosphäre. Am Ende entschieden wir uns, gemeinsam an weiteren Serien zu arbeiten. Bei Bertelsmann war auf jeden Fall das Interesse daran vorhanden.

So sollten die Konzepte für »Die Tempelritter« (historische Romane, an denen später auch Hans Kneifel mitschreiben sollte) und »Yasmeena« (so der Arbeitstitel der Fantasy-Serie, die später unter dem Titel »Elfenzeit« verwirklicht wurde) weiter verfolgt werden. Wie sehr uns diese Konzepte in den Jahren danach beschäftigen sollten, konnten wir im Juni 2001 noch nicht ahnen ...

08 Oktober 2016

Einige Worte zu Trivid

Der Prolog zu PERRY RHODAN-Trivid steht bei allen E-Book-Händlern zum kostenlosen Download bereit; ein Fan hat ihn darüber hinaus in unser Forum eingestellt, und wir werden ihn auch in einem Romanheft veröffentlichen. Das heißt, dass jeder Leser, der Lust darauf hat, sehen kann, was wir mit unserer neuen Serie vorhaben. Die folgenden Teile von PERRY RHODAN-Trivid wird es dann nur als E-Books geben.

Eine reine »Digitalserie« wollte ich schon ganz früh starten; schon zu einer Zeit, als wir unsere Internet-Präsenz starteten, wollte ich einen Roman haben, den es nur digital gibt. Vor zwanzig Jahren gab es allerdings nicht die Möglichkeiten, die wir heutzutage haben – aber wir dachten schon damals an die Zukunft unserer Serie.

Weil bei einigen Lesern bereits Befürchtungen aufgekommen sind, möchte ich an dieser Stelle eines klarstellen: Ich sehe noch lange nicht das Ende für einen gedruckten Heftroman – PERRY RHODAN wird es hoffentlich viele weitere Jahre in gedruckter Form geben. Wir müssen aber realistisch sehen: Die Angebotsflächen für Heftromane schrumpfen seit Jahren, und die Zukunft für die Medien liegt nun mal im digitalen Bereich.

Keine Ahnung, was in zehn oder gar in zwanzig Jahren sein wird. Vielleicht ist es dann so wie heute mit den Schallplatten: Ich höre mir ganz selbstverständlich aktuelle Musik auf meinem Rechner an, ebenso aber auch daheim mit dem Plattenspieler. Vinyl hat ein bescheidenes Comeback erlebt, und wer Musik schätzt, hat nach wie vor Vinylscheiben daheim.

Vielleicht ist das in zehn oder zwanzig Jahren bei Büchern genauso: Man liest sie digital, stellt sich aber anschließend ein gedrucktes Buch ins Regal. Wir wissen es nicht. Aber wir sollten ausprobieren, was möglich ist, und in die Zukunft blicken. Schließlich sind wir mit PERRY RHODAN eine Science-Fiction-Serie ...

07 Oktober 2016

Thomas Ziegler im Doppelpack

»Wie an jedem Morgen, wenn Anatol Hurwitzka erwachte und die Gespenster seiner Träume im frischen Morgenlicht verblassten, warf er zunächst einen Blick auf die Digitalenzeigen seiner vollelektronischen Hochspannungs-Kakerlaken-Falle.« So beginnt der Roman »Die Stadt der Zukunft«, und dieser Anfang macht schon rein stilistisch klar, wie sehr sich dieses Werk stark von anderen PERRY RHODAN-Romanen unterscheidet.

Ganz klar: Thomas Ziegler schrieb nie gewöhnliche Geschichten. Der Autor liebte es, mit seiner Phantasie zu spielen und die Welt um bizarre Charaktere zu bereichern. Deshalb freut es mich ganz besonders, dass wir mit dem Planetenroman 63/64 einen Doppelband mit zwei Ziegler-Romanen aus den 80er-Jahren präsentieren können.

Sowohl »Die Stadt der Zukunft« als auch »Der Narrenturm« werfen ein grelles Licht auf die Welt des PERRY RHODAN-Universums, ein Blick, der nicht jedermanns Sache sein kann. Die Romane des Autors spalteten stets die Leserschaft: Während sie von den einen bejubelt wurden, war die Kritik der anderen Leser umso härter.

Wer aber wissen will, warum Ziegler in den frühen 80er-Jahren die PERRY RHODAN-Serie ungemein bereicherte und gleichzeitig für die deutschsprachige Science Fiction einen wichtigen Einfluss lieferte, der sollte diesen Planetenroman antesten. Ich schaue am Wochenende auf jeden Fall noch mal rein – seit ich die originalen Bände zuletzt gelesen habe, sind schließlich einige Jahrzehnte vergangen ...

06 Oktober 2016

DLR und PERRY RHODAN

Dass das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt eine eigene Zeitschrift herausgibt, das »DLR magazin«, war mir bekannt. Ich las es in den vergangenen Jahren allerdings nie – aus Zeitgründen kam ich nicht mehr dazu. Aber die aktuelle Ausgabe 151 hat mich dann doch gepackt, und das liegt an einem ganz bestimmten Artikel.

In dem Beitrag »Science-Fiction trifft Realität« findet auch PERRY RHODAN seinen Platz. Als ganzseitige Illustration bildet das Magazin den »Casaro-Perry« aus den 90er-Jahren ab, den ich immer noch für eine serh gute Illustration unseres Raumfahrers halte.

In dem Artikel geht es um eine Ausstellung zum genannten Thema, die im Museum Schloss und Festung Senftenberg stattfindet. Der Artikel glänzt allerdings durch technische Exaktheit: »Mit Lichtgeschwindigkeit fliegen die Raumschiffe in der Kult-Serie in Sekundenschnelle von einer Galaxie zur anderen«, heißt es beispielsweise zu »Star Wars« ...

Hoffen wir, dass die Ausstellung besser kuratiert worden ist. Dass PERRY RHODAN in diesem Umfeld präsentiert wird, freut uns in der Redaktion allerdings trotzdem.

05 Oktober 2016

Icho Tolot in den Niederlanden

Selten gab es bei PERRY RHODAN ein stärkeres Bild eines »Haloeters« auf dem Titelbild. Ein »Haloeter« ist die niederländische Entsprechung eines Haluters, und die niederländischen Leser halten dieser Tage den Doppelband 2365/2366 in den Händen. Die Romane stammen von Christian Montillon und Arndt Ellmer, das beeindruckende Titelbild stammt von Dirk Schulz.

Die Niederländer haben zwar einen völlig anderen Schriftzug als das deutsche Original, und ich komme mit ihrem PERRY RHODAN-Kopf nicht so richtig zurecht – aber sie machen nach wie vor Heftromane, und das freut mich immer. Vor allem, wenn die Optik dann so stark ist wie bei dem aktuellen Roman ...

04 Oktober 2016

Melodie des Untergangs

Am 4. Juni 2051 beobachtet man im »Presseamt der Regierung von Großrussland«, wie sich außerirdische Raumschiffe auf die großen Städte der Erde herabsinken – und das ist nur eine der vielen starken Szenen in dem Roman »Melodie des Untergangs«. Verfasst wurde der Roman von Susan Schwartz, er wird als Nummer 132 unserer Serie PERRY RHODAN NEO erscheinen, und mir wurden heute die Belegexemplare auf den Tisch gepackt.

Die Autorin hat sich mittlerweile zu einer wertvollen Stütze im Team von PERRY RHODAN NEO erwiesen; die Leser freuen sich geradezu auf ihre Romane. Das aktuelle Werk schildert eine Erde, die immer stärker in die Krise schliddert. Dass Julian Tifflor und einige andere Menschen versuchen werden, sich gegen den Niedergang zu stellen, liegt auf der Hand ...

Der Roman wartet übrigens nicht nur mit Szenen auf, in denen die Situation auf der Erde geschildert wird. Darüber hinaus verrät er, wer eigentlich hinter der Invasion der Sitarakh steckt und wer sich hinter dem geheimnisvollen »Herrn Ungleich« verbirgt.

03 Oktober 2016

Kostenstellenmontag

Wie es sich für jedes Unternehmen gehört, wird das künftige Jahr »geplant«. Man versucht dazu, alle Daten zusammenzutragen, um festzulegen, mit welchen Umsätzen und Ausgaben man rechnet. Das gilt auch für Verlage – und damit für Redaktionen. In der ersten Woche des Oktober 2016 steht beispielsweise die Jahresplanung 2017 für die PERRY RHODAN-Redaktion da.

Deshalb verbringe ich den heutigen Tag unter anderem damit, mir Zahlen anzuschauen. Kostenstellenberichte sind nicht unbedingt die Lektüre, die sich ein Redakteur wünscht – aber sie sind wichtig, weil sie für die Planung eine wichtige Grundlage bilden. Und so schlage ich mich mit Excel-Tabellen herum, versuche aus Abkürzungen wie »ABG KSVKS« schlauzuwerden und viele Notizen in irgendwelche Ausdrucke einzutragen ...

02 Oktober 2016

Ein Giesa-Band in Arbeit

Am heutigen Sonntag beschäftigte ich mich mit Werner Kurt Giesa. Der Schriftsteller, der 2008 im Alter von 53 Jahren gestorben war, veröffentlichte im Verlauf der Jahrzehnte zahlreiche Romane in den unterschiedlichsten Serien; bei PERRY RHODAN schrieb er einige Taschenbücher. Und zwei von diesen Werken werden im Jahr 2017 in einem Planetenroman-Doppelband erscheinen.

Rainer Nagel hat wie immer die Bearbeitung übernommen; dazu schrieb er eine Reihe von begleitenden Texten: Vor- und Nachwörter, Zwischentexte, einen Rückentext. Das alles schaute ich mir heute mit großem Interesse an, redigierte ein wenig, machte meine Anmerkungen.

Ich glaube, das wird ein richtig schönes Taschenbuch, und der Inhalt ist nicht nur für »Alt-Fans« von Interesse, sondern auch für Leser, die derzeit bei PERRY RHODAN NEO dabei sind. Warum? Die Hauptfigur ist ein gewisser Till Leyden ...

01 Oktober 2016

Intergalaktisches Erfolgsrätsel

Wie sehr sich die Medienbetrachtung über die PERRY RHODAN-Serie geändert hat, fällt einem immer wieder auf, wenn man in ältere Presseberichte schaut. So veröffentlichte die Tageszeitung »Die Welt« am 5. Oktober 1991 einen Artikel über die Serie, der unter dem Titel »Elite der Tagträumer« stand.

Wobei der Literaturwissenschaftler Gert Ueding zwar »von oben herab« über »Dreißig Jahre Perry-Rhodan-Hefte« schrieb, es aber an Fachkenntnis nicht mangeln ließ. »Die Perry-Rhodan-Hefte werden mit einer Perfektion gefertigt wie nur die besten Industrieprodukte sonst«, lobt er beispielsweise die Arbeit mit Exposés und Datenblättern.

Die Serie entfalte »ein in sich geschlossenes, höchst kunstvoll ausgestaltetes Universum als Spielfeld aller nur möglichen kollektiven und individuellen Wunschphantasien«, schreibt er in seinem langen Fazit. Trotzdem werden die Leser als eher weltfremd betrachtet: »Man lebt in der Phantasiewelt, der man fast zehn Stunden in der Woche widmet«, fabuliert der Autor des Artikels – und man fragt sich, auf welcher empirischen Grundlage solche Fakten in den Raum gestellt werden.

Von der Ideologiekritik der 70er-Jahre war man 1991 weit entfernt. Zu einer vernünftigen Auseinandersetzung mit der PERRY RHODAN-Serie, ohne in arrogant wirkende Betrachtungen zu verfallen, war man 1991 allerdings auch noch nicht bereit. Vielleicht dann, wenn die Serie ihren sechzigsten Geburtstag feiert ...