29 Juli 2016

Welt über den Wolken

Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«

In den 90er-Jahren gehörte es zu meiner täglichen Arbeit, mit den PERRY RHODAN-Autoren regelmäßig zu telefonieren. Es gab keine E-Mails, also war das Telefon die schnellste Möglichkeit, Dinge abzusprechen. Viele Ideen entstanden auf diese Weise.

Im Frühjahr 1994 telefonierte ich mit Peter Terrid, und wir sprachen über aktuelle Projekte. Der PERRY RHODAN-Autor wollte wieder einmal ein PERRY RHODAN-Taschenbuch schreiben. Das Ziel war »eine Geschichte, die nur lose mit der Serie verbunden ist«, wie er argumentierte. Damit entsprach er der Linie, die der damalige Chefredakteur vorgegeben hatte.

»Welt über den Wolken« von Peter TerridFlorian F. Marzin hatte angeordnet, dass die PERRY RHODAN-Taschenbücher nur »locker in die Serie eingebunden« sein sollten. Damit sollten auch Leser angesprochen werden, die den Serienkosmos nicht so gut kannten. »Im Prinzip genügt es, wenn am Ende Perry Rhodan auftaucht, sich den Bericht über die Ereignisse anhört und dann beifällig nickt«, argumentierte er.

»Ich möchte einen Roman schreiben, der die Sonnenenergie thematisiert«, erläuterte Peter Terrid. »Die Handlung soll auf einem Planeten spielen, den sonst niemand kennt, der irgendwo in der Galaxis liegt.« Er erzählte ein wenig von seiner Idee, und das klang alles sehr vernünftig.

»Einverstanden«, sagte ich. Er solle mir – wie üblich – das Ganze in einem Exposé charakterisieren und mir dieses schicken.

Das Exposé traf im April 1994 ein. »Arbeitstitel: Welt über den Wolken« war es überschrieben. Und mit »Handlungsort ist der Planet Sycoon, irgendwo in der Galaxis« begann es. Terrid stellte seine Welt vor, in der die Sycorer in »riesigen fliegenden Städten« lebten, »die nach dem Prinzip des Heißluftballons arbeiten«. Mithilfe von Sonnenenergie treiben diese Städte über der Oberfläche der Welt, so das Konzept. Der Boden des Planeten gilt als unheimliche Tabuzone.

In seinem Exposé hielt sich Peter Terrid nicht zu lang mit der Ökologie auf; recht schnell wurde klar, welchen Konflikt er beschreiben wollte. »Auf dem Boden leben Millionen anderer Sycorer, aber unter wesentlich schlechteren Bedingungen, und sie werden von den Städten in der Luft gnadenlos ausgebeutet.« Das war nicht gerade eine neue Idee, aber die Geschichte, die der Autor in seinem Exposé skizzierte, klang spannend.

Seine Hauptfigur wird auf den Boden des Planeten verbannt. Dort sammelt der junge Sycorer Truppen um sich, und mit diesen beginnt er den Angriff auf seine alte Heimat. Allerdings soll er dabei dann eine »weitere erschütternde Entdeckung« machen – die Menschen von Sycoon erkennen, dass es in der Milchstraße von bewohnten Welten nur so wimmelt.

»... womit der Roman zum Schluss dann noch seine Einbettung in den Rhodan-Kosmos erfährt«, schloss Terrids Exposé. Ich fand das Exposé gut, und ich telefonierte noch einmal mit dem Autor. Dabei nahm er sich vor, die Geschichte enger mit dem Serienkosmos zu verknüpfen.

»Wir müssen ja keine Jahreszahl nennen«, schlug ich vor, »aber wenn wir die eine oder andere konkrete Angabe machen, weiß der Leser, wann der Roman in etwa spielt.« Peter Terrid fand – wie ich auch – die Zeit zwischen den Romanen 399 und 400 sehr spannend: gut tausend Jahre Menschheitsgeschichte, über die nur einige Eckpunkte bekannt sind. Fasziniert war er vor allem von der Figur des Imperators Dabrifa.

»Wir lassen die Geschichte offen enden« – darauf beharrte er. Aber er sorgte dafür, dass es einen Bezug zur genannten Zeit gab. Dabrifa sollte erwähnt werden, ebenso wollte Terrid mit einigen anderen Begriffen wie »Arkon« dafür sorgen, dass der Roman eindeutig einzuordnen war.  Damit sollte das Taschenbuch auch wirklich »ein hundertprozentiger Rhodan werden«.

Ich vereinbarte einen Abgabetermin für das Manuskript, den ich ein wenig großzügig wählte – weil ich Peters dauernde Terminprobleme kannte – und auf den Ausdruck des Exposés kritzelte. »T: 15. September '94«, schrieb ich, ebenso schrieb ich »für Mai '95 / PR-TB 386« drauf und hoffte, dass mich der Autor nicht sitzen lassen würde.

Wir hielten die Termine tatsächlich ein ... Der Roman erschien im Mai 1995 im Rahmen der PERRY RHODAN-Taschenbücher, die zu jener Zeit bei Heyne veröffentlicht wurden. Ich spendierte ihm noch eine Unterzeile, die ich für informativ und werbend hielt: »Sie leben in fliegenden Städten – ihr Planet gilt als unbewohnbar.« Das schöne Titelbild stammte von Alfred Kelsner, der zu jener Zeit alle Titelbilder der Taschenbücher gestaltete.

Im Nachhinein finde ich: Es war ein typischer Roman für diese Zeit.

28 Juli 2016

Ein Ansatz zu einer E-Book-Gesamtkonzeption

Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich« 

Die Erfahrungen mit den E-Books zeigten uns im Verlauf des Jahres 2004, dass wir einen »kleinen Markt« hatten, den wir langsam aufbauen konnten. Vor allem Frank Borsch als Redakteur und Miriam Hofheinz vom Marketing trieben die Überlegungen weiter voran – die beiden hatten einen Weitblick, der zu dieser Zeit in der Verlagsbranche noch nicht sehr verbreitet war.

Im Dezember 2004 arbeitete Frank Borsch an einer Gesamtkonzeption für die E-Books, die seiner Ansicht nach weit in die Zukunft reichen sollte. Seine These war damals revolutionär: Wir sollten langfristig alle PERRY RHODAN-Romane als E-Books anbieten – das war ein Bruch zu unseren früheren Überlegungen, die davon ausgingen, dass E-Books ein »Randprodukt« waren.

Das langfristige Ziel, argumentierte Frank in mehreren Besprechungen, müsse sein, die E-Books »zu einem regulären Vertriebsweg neben den Print-Editionen« zu entwickeln. Jedes neue Produkt der PERRY RHODAN-Redaktion solle parallel als E-Book erscheinen, und die Produktion der E-Books solle »ohne nennenswerten Aufwand« nebenher betrieben werden.

Ende 2004 wurden die E-Books vor allem über zwei verschiedene Anbieter angeboten. Der eine Anbieter war die Firma Dibi, die beispielsweise stark auf einen Kopierschutz setzte und bei der die Kunden alle Romane einzeln kaufen konnten. Die andere Firma war readersplanet, und dort war die Philosophie eine andere: Man bot Abonnements an und lehnte einen Kopierschutz ab.

Wir hatten festgestellt, dass readersplanet erfolgreich war, obwohl die Kollegen aus Passau vor allem »alte« ATLAN-Heftromane vertrieben und nicht die interessanteren PERRY RHODAN-Romane. Frank Borsch argumentierte: »Die Leser fühlen sich durch den fehlenden Kopierschutz nicht eingeengt.« Darüber hinaus seien viele Leser vom Abo-System angetan und schätzten es sehr, sich nicht jeden Roman einzeln bestellen zu müssen. Zudem bot readersplanet zu diesem Zeitpunkt unterschiedliche Formate an – und wer wollte, konnte sich die Romane sogar ausdrucken.

Wem das seltsam vorkommt, muss sich klarmachen, dass es zu diesem Zeitpunkt noch keine Smartphones gab, wie sie ab 2008 aufkamen, und Lesegeräte wie der Kindle oder der Tolino in weiter Ferne lagen. Wer E-Books las, machte dies üblicherweise schlichtweg am heimischen Computer; nur manche Leser nutzten bereits ihre Mobiltelefone.

Frank zog eine Reihe von klaren Schlussfolgerungen: Er wollte die Zusammenarbeit mit readersplanet fortsetzen, allerdings »konsequent mit Altmaterialien«. Gemeint waren damit Romane, die für eine Print-Verwertung nicht mehr in Frage kamen, von denen wir ausgehen konnten, dass es dafür nicht mehr genügend Käufer für Bücher geben würde. Wir dachten dabei an die ATLAN-Serie, aber auch an die Fantasy-Serien MYTHOR und DRAGON – die waren allerdings stets »nachgeordnet«, weil niemand wusste, ob diese überhaupt noch jemanden interessieren würden.

Der entscheidende Punkt aber war, dass wir händeringend nach einem System suchten, das die Ansätze von dibi und readersplanet vereinte. »Unsere Kunden kaufen eine Serie, also müssen wir ihnen ein preisgünstiges Abonnement-System anbieten«, argumentierte Frank. »Einzelhefte können in einem solchen Fall teurer sein.« Wir sollten zu neuen Wegen aufbrechen, so seine Schlussfolgerung.

Letztlich dachte er langfristig. Irgendwann, so kalkulierte er ein, gäbe es einen ausreichenden Käuferkreis für die wöchentlichen PERRY RHODAN-Hefte, vielleicht sogar für die PERRY RHODAN-Silberbände. Er hatte eine Vision, die bei Gesprächen in der Kantine oder auf den Fluren beispielsweise von den Kollegen aus dem Buchverlag nicht verstanden wurde.

Miriam Hofheinz und Frank Borsch steckten mich mit ihrer Begeisterung an. Ich konnte mir Ende 2004 noch nicht so richtig vorstellen, dass einmal Millionen von Menschen mit großer Freude E-Books lesen würden – aber ich ließ mich gern auf die Vision eines wachsenden »digitalen Buchmarktes« ein.

Wenn ich aber in der Chefredakteurs-Besprechung davon erzählte, welche »Experimente« wir mit PERRY RHODAN machten, wurde ich belächelt. »Sie glauben also, dass sich die Leute irgendwann die Inhalte von Zeitschriften und Büchern aufs Handy schicken lassen werden?«, fragte mich der Chefredakteur einer unserer Frauenzeitschriften verwundert. Als ich ein »ja« als Antwort gab, war er noch mehr verwundert.

Zumindest Frank Borsch war davon völlig überzeugt. Er entwickelte Preismodelle für die E-Books. Langfristig müssten wir »näher an den Kioskpreis« heran, argumentierte er – weil die Kosten für die E-Books vorhanden seien. Aber wir sollten deutlich unter dem Kioskpreis bleiben; das wäre ein interessantes Modell. Und wir sollten einheitliche Preise haben, nicht unterschiedliche Modelle, wie sie zu dieser Zeit bei dibi und readersplanet  existierten.

Bei all diesen Gedanken blieb aber eine Frage offen. Welche Verkaufsstelle gab es denn, wenn wir unser neues Modell anstrebten? Blieb uns vielleicht nichts anderes übrig, als eine eigene E-Book-Produktion zu entwickeln und die E-Books über einen PERRY RHODAN-Shop selbst zu vertreiben?

An diesem Punkt endeten im Dezember 2004 alle Überlegungen. Uns war klar, dass wir komplett anders vorgehen mussten. Die digitale Revolution würde bei den Romanen bald kommen, davon waren wir überzeugt – jetzt benötigten wir eine vernünftige Vertriebsmethode.

27 Juli 2016

Ein Tag mit Uwe Anton

Dienstreisen unternehme ich mal mehr, mal weniger gern. Am heutigen Tag war ich mal wieder in Köln; ich traf mich mit Uwe Anton, und diese Reise empfand ich als sehr positiv. Der PERRY RHODAN-Autor und ich kennen uns schon seit Jahrzehnten, wir haben an vielen Projekten gemeinsam gearbeitet – und diesmal ging es um ein neues Projekt.

Über die Inhalte will ich noch nichts verraten; das hat an dieser Stelle sicher niemand erwartet. Wir sprachen über die Inhalte des neuen Projektes, wir diskutierten die Strukturen und Abläufe, wir schauten uns Terminpläne an und schwitzten bei alledem zeitweise ordentlich in der Sonne.

Ob und wie das Projekt dann abläuft, müssen wir sehen. Aber nach dem heutigen Gespräch bin ich guter Dinge – wobei der Autor sowieso erst einmal einen PERRY RHODAN-Doppelband verfassen muss, bevor er mit diesem neuen Projekt weitermachen kann ...

26 Juli 2016

Eine Reise nach Orpleyd

Ein Logbuch der Redaktion

Mit Band 2875 starten die PERRY RHODAN-Autoren in den »Sternengruft«-Zyklus, der 25 Bände umfassen soll. Er hängt inhaltlich mit Romanen zusammen, die wir ab Band 2700 veröffentlicht haben, und baut direkt auf diesen auf – aber er ist in sich abgeschlossen.

Das ist unter anderem an einem ganz wichtigen Punkt festzumachen: Die 25 Romane spielen größtenteils in einer Sterneninsel, die wir noch nicht innerhalb der PERRY RHODAN-Serie erwähnt haben.

In der Handlung der entsprechenden Romane trägt sie den Namen Orpleyd, in der wirklichen Welt trägt sie die Bezeichnung NGC 6861. Es gibt sie also wirklich, und wir haben uns mal wieder dazu entschlossen, eine real existierende Galaxis in die Handlung einzubauen. NGC 6861 ist elliptisch, sie ist im Sternbild Teleskop am Südsternhimmel zu erkennen.

Laut Wikipedia wurde sie »am 30. Juli 1826 von dem Astronomen James Dunlop mit Hilfe eines 9-Zoll-Teleskops entdeckt« und in die Liste der NGC-Objekte eingetragen. Am 8. Juli 1897 wurde sie – laut Wikipedia – von dem Forscher Lewis Swift »wiederentdeckt« und als IC-Objekt vermerkt. Es gibt Bilder der Sterneninsel, auf die wir uns bei der Planung der Handlung stützen.

Wir haben definiert, dass Orpleyd rund 131 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt ist; für die aktuelle Technik der galaktischen Völker ist sie damit eigentlich nicht zu erreichen. Es gibt nur ein einziges Raumschiff derzeit, das in der Lage ist, diese Strecke zurückzulegen. Welches das ist, möchte ich an dieser Stelle nicht schreiben – wer gern spekuliert, wird sowieso von selbst darauf kommen, welches ich meine.

Interessant bei NGC 6861 sind die mächtigen Staubbänder, die die Sterneninsel umgeben. Das lässt sich an den Bildern erkennen, die vom Hubble-Teleskop erstellt worden sind; es handelt sich also nicht um eine Erfindung der Exposéautoren. Diese haben allerdings definiert, wer in diesen Staubbändern lebt und was die Besonderheit dieser Bewohner ist.

Selbstverständlich steht für die Planung eines PERRY RHODAN-Zyklus nicht eine Galaxis am Anfang. Ausschlaggebend ist stets die Idee, die in diesem Fall recht früh entwickelt wurde. Wir brauchten für diese Idee allerdings einen Schauplatz, eine Spielwiese gewissermaßen, und diese sollte bisher noch unbekannt sein. Es kam keine Galaxis in Frage, die in der Serie bisher schon einmal aufgetaucht ist.

Die aktuelle Arbeit besteht unter anderem darin, die Galaxis mit Leben zu füllen. Wie sehen die Völker aus, die in den Staubbändern leben, welche Struktur hat die Zivilisation, die im Innern der Galaxis ein Sternenreich errichtet hat?

Eine solche Arbeit ist für das Autorenteam in gewisser Weise fast schon Routine. Seit im Zyklus um die Meister der Insel – also vor gut fünfzig Jahren – die Handlung der PERRY RHODAN-Serie erstmals in eine andere Galaxis vorgestoßen ist, muss eine solche Sterneninsel immer ein wenig strukturiert werden. Manchmal gibt es eine Herrschaftsklasse wie die Meister der Insel, die unter Mitwirkung eines Hilfsvolkes regiert, manchmal übt eine Superintelligenz wie Seth-Apophis oder BARDIOC ihre Herrschaft über zahlreiche Völker aus.

Als ich selbst noch PERRY RHODAN-Leser war, las ich Geschichten besonders gern, die von fremden Völkern handelten. Ich mochte die Darstellung von außerirdischen Kulturen, bei denen es nicht nur um die optischen Unterschiede zu uns Menschen ging, sondern auch die kulturellen Abweichungen wichtig wurden. Ob es der Krieger-Kult in der Mächtigkeitsballung der Superintelligenz ESTARTU war oder die Transmitterstruktur in der Galaxis Dommrath – ich mochte es stets, die unterschiedlichsten Völker und Strukturen als Leser kennenzulernen.

Das wird in Orpleyd nicht anders sein. Wim Vandemaan und Christian Montillon haben sich beispielsweise die Gyanli ausgedacht, mit denen die Leser es nach Band 2875 öfter zu tun haben werden. Dabei handelt es sich um Wesen, die ziemlich humanoid sind, mit der Menschheit oder den Lemurerabkömmlingen aber offenbar keinerlei Verwandtschaft aufweisen.

Selbstverständlich haben sich die Autoren nicht nur über die Optik ihre Gedanken gemacht, sondern ebenso über die Kultur, sogar über das Sendungsbewusstsein der geheimnisvollen Außerirdischen. Viel mehr möchte ich an dieser Stelle nicht ausplaudern. Zu dem Zeitpunkt, an dem ich diese Zeilen schreibe, sind manche Details sowieso noch nicht bekannt und müssen von den Autoren erst weiter erarbeitet werden.

Die Grundzüge aber stimmen. Auf das erste Bild der Galaxis Orpleyd können wir jetzt aufbauen und dann an die Details gehen. Für mich als Redakteur ist das stets spannend – und dann auch hoffentlich für die Leser.

(Hinweis der Redaktion: Dieses Logbuch erschien in einer Vorabveröffentlichung im »PRFZ Newsletter« der PERRY RHODAN-FanZentrale.)

Der Fall Janus

Ein erschreckendes Szenario entwirft Christian Montillon in seinem PERRY RHODAN-Roman, der den Titel »Der Fall Janus« trägt. Der Autor liefert packende Eindrücke in eine Milchstraße, die von einem fürchterlichen Krieg bedroht wird. Schlaglichtartig betrachtet er die Situation auf der Erde oder auf Ertrus, blendet auf unterschiedliche Schauplätze und macht dem Leser somit klar, welche Entwicklung auf die Galaxis zukommt – oder zukommen könnte.

Mir hat bei der Lektüre des Manuskripts – der Roman kommt am 5. August in den Handel – übrigens besonders gut gefallen, wie emotional der Autor die Handlung anlegt. Ich mochte die lebensnahen Dialoge, und mir gefielen die unterschiedlichen Figuren, die er auftauchen lässt. Der Roman ist für mich ein geglücktes Beispiel dafür, dass eine »gefühlige« Handlung kein Widerspruch zu Spannung und Action sein muss.

25 Juli 2016

Die Satzfahne der falschen Welt

Am heutigen Montag lege ich noch einmal Hand an »Die falsche Welt«, unser Buchprojekt, das wir mit den Kolleginnen und Kollegen von Bastei-Lübbe umsetzen: vier PERRY RHODAN-Romane von Andreas Eschbach und Verena Themsen in einem Taschenbuch, das im Oktober 2016 erscheinen wird. Auch wenn unsere Partner aus Köln sehr gute Arbeit geleistet haben, muss ab einem gewissen Zeitpunktk noch einmal die Redaktion in Rastatt draufschauen.

Das ist genau heute der Fall: Ich schaue noch einmal die Satzfahne durch. Das sind im Prinzip die fertigen Seiten – diese werden einem heute nicht mehr als Ausdruck auf Papier zur Verfügung gestellt, sondern per Mail geschickt. Trotzdem schaue ich mir so gründlich wie möglich an, prüfe beispielsweise die Überschriften und dergleichen – damit das Taschenbuch pünktlich in den Handel kommt.

24 Juli 2016

Mails abarbeiten

Es ist eine einfache Rechnung: Im Verlauf einer Woche trifft eine bestimmte Anzahl von Mails ein, die man ansonsten mit Müh' und Not abarbeiten kann. Geht man dann in einer solchen Woche auf eine Dienstreise, bleiben am Ende der Woche viele Mails übrig. Natürlich kann man die dann auch liegen lassen – aber dann wird der Berg von Woche zu Woche immer größer.

Deshalb bleibt mir in solchen Fällen nichts anderes übrig, als die Mails am Sonntag »wegzuschaffen«. Da ist dann häufig auch mal die Ruhe dafür da, die ich »unter der Woche« nicht habe. Also kommuniziere ich mit Autoren über ihre Ideen, mit ehemaligen Autoren über ihre Lizenzen, mit Lesern über Abonnement-Schwierigkeiten und mit Lizenzpartnern über Bilder, die ihnen im Verlauf der nächsten Woche dann jemand schicken muss.

Sehen wir es positiv: Der Job in der PERRY RHODAN-Redaktion ist extrem vielseitig und abwechslungsreich. Langweilig wird einem Redakteur da kaum.

23 Juli 2016

Noch einmal Exposé 179

Nachdem ich unlängst schon einmal öffentlich im PERRY RHODAN-Exposé 179 geblättert habe, machte ich das heute noch einmal. »Rhodan, der Erbe des Universums, muß darum kämpfen. Es fällt ihm nichts mehr in den Schoß.« Das schrieb Karl-Herbert Scheer auf der zweiten Seite des Exposés, auf dem er die Hintergründe dazu erklärte, warum er im vierten Jahr der PERRY RHODAN-Serie die Richtung der Handlung änderte. Man wolle »verloren gegangene Spannungsmomente zurückholen«.

Für Scheer war die Lösung mancher Probleme sehr eindeutig: »Terra muß im Laufe der nächsten Bände wieder auf sich allein gestellt sein; dann haben wir Anknüpfungspunkte für zahllose neue Geschehnisse.« Es ging ihm darum, »das grundsätzliche Spannungsmoment« wiederherzustellen, »das den Leser mitriß«. Damit meinte er, »daß die Erde immer zu befürchten hatte, von anderen überrannt und vernichtet zu werden«.

22 Juli 2016

Zugfahrt mit NEO

Dienstreisen haben den Sinn, etwas Sinnvolles für die Firma zu erledigen. Manchmal kann man mit ihnen aber auch die eine oder andere sinnvolle »Nebensache« erledigen. So ging es mir am gestrigen Donnerstag, 21. Juli 2016.

Im Zug nach München las ich nämlich ein Manuskript von PERRY RHODAN NEO; es war der Abschlussband der Staffel »Arkons Ende«. Der liegt mir als Manuskript schon lange vor, ich kam nur noch nicht zur Lektüre.

Und bei der Rückfahrt fast das gleiche: Ich las den ersten Band der nächsten Handlungsstaffel, die den schönen Titel »Meister der Sonne« trägt. Dass ich mich beides Mal sehr gut unterhielt, spricht – so denke ich – für den Unterhaltungswert beider Manuskripte ...

20 Juli 2016

Das Artefakt von Ganymed

Wenn diese Woche der zweite Band von PERRY RHODAN-Jupiter erscheint, kann ich feststellen: Es hat wohl funktioniert, auch die aktuelle Miniserie so zu starten, dass sie termingerecht an den Verkaufsstellen ankommt. Verkaufszahlen liegen mir noch keine vor, aber die ersten Hochrechnungen sind positiv genug – und das ist schon mal ein wichtiges Indiz.

»Das Artefakt von Ganymed« ist der zweite Band der Serie. Wieder besteht der Roman aus zwei Teilen, die geschickt ineinander verwoben worden sind: der Original-Text von Hubert Haensel und der ergänzende Text von Kai Hirdt. Wer keine Text-Exegese betreibt, wird kaum feststellen können, welcher Autor welche Passage geschrieben hat.

Letztlich ist das für den Leser auch nicht wichtig, denke ich. Die Geschichte muss stimmig sein. Und wenn Perry Rhodan etwas auf Terra erlebt, während sich auf dem Jupitermond Ganymed irgendwelche Ereignisse zuspitzen, sollte das in einem logischen Zusammenhang stehen. Ich finde: Das hat bisher sehr gut geklappt!

19 Juli 2016

Nochmal zum Literatur-Camp

Seit ich auf dem Literatur-Camp in Heidelberg war, sind schon wieder mehrere Wochen vergangen. Meine handschriftlichen Notizen, die ich für den Vortrag über »PERRY RHODAN-digital« angefertigt hatte, fielen mir aber dieser Tage in die Hände – warum also sollte ich das an dieser Stelle nicht kurz zusammenfassen?

Ich hangelte mich bei meinem Vortrag, den ich frei hielt, an einigen Jahreszahlen entlang; das fand ich sehr sinnvoll. Die erste Zahl, die ich an das Flipchart geschrieben hätte, wenn ich eines gehabt hätte, war 1961 – klar, da startete die PERRY RHODAN-Serie.

Die nächste Zahl machte ich ein wenig »frei Schnauze«; ich definierte »Mitte der 80er-Jahre« und das Aufkommen des »Diskomans«, des Disketten-Romans. Fan-Gruppierungen versuchten sich schon früh am »Datenfernübertragung« und den Vorläufern des Internets.

Es dauerte bis 1996, bis wir eine eigene Internet-Seite hatten; ich erzählte von unseren ersten Internet-Visionen, von den Problemen mit dem gewünschten »Bezahlbereich« und dem ersten »interaktiven Fortsetzungsroman«. 1999 folgte das Rocket-E-Book – ich hatte ein Exemplar dabei und zeigte den staunenden Besuchern den ersten E-Book-Reader.

Weiter ging es durch die Nuller-Jahre, als wir mit Partnern wie readersplanet immer stärker in den E-Book-Markt einstiegen. 2011 stand als nächste Zahl auf der »virtuellen« Tafel – es war der Beginn unserer Zusammenarbeit mit Bookwire und das richtige »Durchstarten« für uns mit E-Books.

Weitere Zahlen waren 2016 (wo stehen wir heute?) und 2025 (wo würde ich gern in der Zukunft stehen?). Es schloss sich eine Diskussionsrunde an, die ich recht spannend fand. Das Thema »PERRY RHODAN-digital« ist auch für Menschen interessant, die unsere Serie gar nicht kennen.

(Das starke »Kritzel-Bild« stammt übrigens von der Kollegin aus der E-Bookerei.)

18 Juli 2016

Wir planten die Sternengruft

Ein Logbuch der Redaktion

Nicht zum ersten Mal trafen sich die zwei Exposéautoren und ich in Köln; diesmal hatten wir einen Freitag im Mai gewählt. Christian Montillon und ich reisten mit der Bahn an; Wim Vandemaan holte uns am Bahnhof ab, und wir spazierten zu einem Restaurant in der Nähe der Fußgängerzone. Wie immer hatten wir ein strammes Programm vorbereitet.

Treffen sich die Exposéautoren und der Redakteur, geht es stets auch um einen Rückblick. Welche Romane sind gut geworden, welche Exposé-Ideen konnten von den Autoren verwirklicht werden, und welche Ergebnisse haben wir nicht als optimal empfunden? Da jeder von uns auch eine eigene »literarische Meinung« hat, liegt es nahe, dass wir die Romane und Ideen immer kritisch Revue passieren lassen.

Auch die Meinungen der Leser bleiben nicht außen vor. Wir nehmen die kritischen und lobenden Lesermeinungen zur Kenntnis; Mails leite ich weiter, die wenigen Leserbriefe – die per Post in der Redaktion eintreffen – werden kopiert und den Autoren geschickt. Das meiste lässt sich aber über unser Forum sowie Seiten wie Facebook und Google+ erfahren.  Uns ist bewusst, dass solche Lesermeinungen nie für die Mehrheit sprechen – aber spannend sind sie dennoch.

Ein Thema war beispielsweise, dass die Handlung in den Jenzeitigen Landen die Leserschaft teilweise sehr spaltete: Während manche Leser über jeden Roman jubelten, in dem es um Atlans Abenteuer in dieser seltsamen Region des Kosmos ging, hassten andere diese Handlungsebene geradezu. Jedem Leser können wir es nie recht machen – aber wir nahmen uns vor, im nächsten Zyklus »bodenständigere« Romane zu erzählen. Für den kosmischen Hauch sorgen die Exposéautoren bei ihrer Ideenflut dennoch.

Das zeigte sich später bei unserer Besprechung, als wir – nach einem Mittagessen gut gesättigt – an die eigentliche Planung gingen. Bekanntlich steht der »Sternengruft«-Zyklus vor der Tür, ein auf 25 Bände angelegter Handlungsabschnitt, für den die Grundlagen schon vor längerem gelegt wurden.

Er hängt inhaltlich natürlich mit den 175 Romanen zusammen, die seit Band 2700 in den Zyklen »Das Atopische Tribunal« und »Die Jenzeitigen Lande« veröffentlicht wurden. Gleichzeitig ist er in sich abgeschlossen – das Thema, das er erzählt, wird mit Band 2899 zu Ende sein. Da aber viele der wesentlichen Hauptfiguren vor und nach dem »Sternengruft«-Zyklus in der PERRY RHODAN-Handlung bleiben werden, gibt es verständlicherweise eine Reihe von Überschneidungen.

Wichtig ist der Schauplatz, an dem dieser Zyklus spielen wird. Nach bisherigem Stand der Dinge wird die Milchstraße nur eine untergeordnete Rolle einnehmen – wir werden vor allem eine Sterneninsel zeigen, die unsere »Helden« bislang nicht kennen. Ebenfalls wird die RAS TSCHUBAI  eine wesentliche Rolle spielen; das Raumschiff und seine Besatzung vertritt in diesem Zyklus gewissermaßen die »Heimat«
.
Im Rahmen unserer Besprechung diskutierten wir über neue Hauptfiguren und vor allem die »Bösewichte«. Die Spannungen innerhalb der »Heldengruppe« kamen ebenso zu Wort wie die vielen außerirdischen Kulturen, auf die Raumfahrer von der Erde treffen sollen. Vieles von dem, was wir in Köln besprachen, muss noch »reifen«. Erst in den Exposés und vor allem dann in den Romanen werden die meisten Ideen zu einem Ende gebracht.

Die Exposéautoren legen Wert auf eine abwechslungsreiche Handlung, die farbenprächtige Alien-Kulturen zeigen wird. Für den »kosmischen Hauch« sorgt ein übergeordnetes Thema, das sich schon seit längerem in der Serienhandlung anbahnt, über das ich an dieser Stelle natürlich noch nicht plaudern möchte.

In Köln sprachen Christian Montillon, Wim Vandemaan und ich bereits über den Zyklus, der sich nach Band 2900 anschließen wird. Hierfür liegen bereits viele Ideen vor, ebenso gibt es Eckpunkte, die sich aus den vorherigen Zyklen ergeben. Wenn sich alles so umsetzen lässt, wie die beiden es planen, kommt auf unsere Leser auf jeden Fall einiges an Drama und Spannung zu ...

17 Juli 2016

Jupitereien

Während die Leser noch über den ersten Band der neuen Miniserie PERRY RHODAN-Jupiter diskutieren, geht hinter den Kulissen die Arbeit flott voran. Ich werde mir heute endlich den fertig gestellten fünften Roman anschauen – auch bei diesem gibt es »Neu-Text« von Kai Hirdt, dieser hält sich in Grenzen. Aber ich möchte natürlich wissen, wie der Roman jetzt wirkt.

Kai Hirdt und Dieter Schmidt sind währenddessen schon mit den folgenden Romanen beschäftigt. Es liegen konzeptionelle Überlegungen zu den Bänden sechs bis zehn vor: Wir wollen ja einen »Mehrwert« schaffen für die Leser, die jetzt die einzelnen Heftromane lesen – und da eine Serie anderen Gesetzen folgt als ein einziges dickes Buch, heißt das für uns, dass wir konsequent schauen müssen, was wir wie gewichten.

Das Gute ist: Kai als Autor der »neuen« Sequenzen und Dieter als Lektor sind sehr akribisch und kommen ständig auf neue Ideen. Es macht mir viel Freude, diese Arbeit zu beobachten – und die Ergebnisse gefallen mir als Redakteur bislang sehr gut.

16 Juli 2016

Kurz vor Plophos

Erstaunlich offenherzig äußerte sich K. H. Scheer im Exposé zum PERRY RHODAN-Roman 179 zum aktuellen Stand der Serie. Aufgrund einer Konferenz, die im Januar 1964 in Friedrichsdorf erfolgt war, hatte man festgelegt, dass Atlan in Band 150 »von seiner Position als Imperator zurücktrat und den Terranern die Macht über das Arkonidenreich übereignete«. Was man »in dem Augenblick als Entspannungsmoment« betrachten könnte, habe sich aber »als psychologisch ungeeignet erwiesen«.

Offenbar kamen einige aktuelle Entwicklungen in der Serie nicht gut an. Die Redaktion schickte dem Exposéautor »zahlreiche Zuschriften ins Haus«, in denen unter anderem »ein Leser androhte, wenn der nächste Band auch noch eine Aktivator-Jagd beinhalten würde, würde er die Serie abbestellen«. Die eigentlich spannende Jagd auf die Zellaktivatoren wurde von den Lesern offenbar »verurteilt«.

»Wie aus den zahlreichen Leserzuschriften hervorgegangen ist«, sei Lemy Danger nicht gut angekommen. Zudem hätten Leser kritisiert, dass »Perry Rhodan mehr und mehr in den Hintergrund tritt«. Deshalb müsste demnächst eine »gewisse Umgestaltung der Rhodan-Serie erfolgen«.

Darauf mussten die Autoren allerdings eine gewisse Zeit warten. Die Bände 179 bis 182 betrachtete Scheer als »eine Urlaubszwischenlösung«, weil die Kollegen Brand und Ernsting »in südlichen Gefilden« urlaubten. Tatsächlich aber begann um genau diese Zeit die Umstellung der Serie – der Plophos-Zyklus kam.

15 Juli 2016

Das Buch zum ColoniaCon

Dass ich den diesjährigen ColoniaCon nicht besuchte, lässt sich im Nachhinein nicht mehr ändern. Das traditionelle Fantreffen in Köln lag terminlich so, dass ich es nicht dorthin schaffte. Immerhin gibt es das 128 Seiten starke Con-Buch, das eine schöne Erinnerung darstellt und für PERRY RHODAN-Fans einige echte Leckerbissen enthält.

So gibt es Artikel, die sich mit der Serie beschäftigen, unter anderem geht es um die Meister der Insel und die Planetenromane. Großartig ist der Artikel von Rainer Nagel, der den schönen Titel »Wie die Entführung ins Weltall auch hätte enden können« trägt. Er nimmt sich einen klassischen Planetenroman von William Voltz vor und zeigt mit herrlichem Humor, wie andere Autoren das Thema umgesetzt hätten.

Schön sind auch die Kurzgeschichten. Dennis Mathiaks Story spielt auf Archetz und zählt eigentlich zur Miniserie PERRY RHODAN-Arkon, an der der Autor bekanntlich mitwirkte. Auch die gelungene Kurzgeschichte »Fast nicht mehr wahr« von Dieter Bohn spielt im Perryversum.

Das sind nur einige Bestandteile des professionell gestalteten Buches, die mir gefallen haben. Nach wie vor kann man das Buch zu einem sehr vernünftigen Preis über die Internet-Seite der Veranstalter bestellen.

14 Juli 2016

Schlaglichter der Sonne

Seit wir PERRY RHODAN NEO gestartet haben, finde ich an der Serie immer die Punkte stark, an denen sie von der »klassischen« Serie abweicht. Das merkt man unter anderem an den Figuren – ganz aktuell beziehe ich mich auf den Band 126 der Serie, der morgen offiziell in den Handel kommt.

Michael H. Buchholz behandelt in seinem Roman »Schlaglichter der Sonne« viele unterschiedliche Themen; ich fand vor allem originell, wie er Julian Tifflor durch die Handlung führt. In den frühen Jahren der PERRY RHODAN-Serie ist Tiflor in erster Linie eine jüngere Ausführung von Perry Rhodan – er beginnt als »kosmischer Lockvogel« und wird später zum Diplomaten auf Arkon oder übernimmt andere wichtige Tätigkeiten im Solaren Imperium.

Bei PERRY RHODAN NEO ist das anders; doch die Art und Weise, wie ihn der Autor im aktuellen Roman vorstellt, dürfte für die Leser unerwartet sein. Tifflor als vorgeblicher Staatsfeind? Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten – aber wer wissen möchte, wie sich die Autoren bei PERRY RHODAN NEO die Erde des Jahres 2049 vorstellen, sollte einen Blick in diesen Roman werfen.

13 Juli 2016

Hans wäre 80 geworden

Ein Logbuch der Redaktion

Zu den Autoren, die das PERRY RHODAN-Universum vor allem in den 70er-Jahren maßgeblich prägten, zählte Hans Kneifel. Der Autor hatte in dieser Zeit wohl seinen größten Einfluss, er brachte die damalige Popkultur – wenngleich in versteckter Version – in die Serie ein. Seine Helden tranken guten Wein, sie gingen in Kneipen und Bars, sie tanzten, und sie hörten die Musik ihrer Zeit.

Hans KneifelDamit waren seine Helden oftmals ein Spiegelbild dieses Schriftstellers. Als ich Hans richtig kennenlernte, war das irgendwann in den 80er-Jahren – wahrscheinlich beim WeltCon 1986 in Saarbrücken. Er saß an der Theke, ein Glas Calvados vor sich und eine Zigarette in der Hand. Er unterhielt sich mit anderen Menschen, später an diesem Abend auch mit mir, er war eloquent und unterhaltsam, er machte Witze und lachte gern über die Späße anderer Menschen.

Am 11. Juli 2016 würde der Autor seinen achtzigsten Geburtstag feiern – und ich bin sicher, dass es eine gesellige Runde mit guten Getränken und ausufernden Gesprächen geworden wäre. Leider starb Hans Kneifel schon am 7. März 2012, und sein Tod traf uns damals wie ein Schock. Hans stand immer mitten im Leben, er war »gut drauf«, um diese Floskel zu bemühen, und strahlte gewissermaßen vor positiver Energie.

Dabei waren seine Kindheit und Jugend sicher nicht einfach. Wer in Oberschlesien geboren worden war und durch die Wirren des Krieges nach München verschlagen wurde, musste sich in den ersten Lebensjahren sicher ziemlich einschränken. Darüber sprach er nie, zumindest nicht mit mir. Hans Kneifel erzählte durchaus »Geschichten von früher«, mit augenzwinkerndem Humor und viel Freude. Den Krieg und die Nachkriegszeit ließ er weg.

Im Nachhinein bedauere ich sehr, dass ich mit ihm kein längeres Interview geführt hatte; bei Walter Ernsting war mir das vergönnt. Hans Kneifel hatte eine eigene Art, Science Fiction zu schreiben, und diese wurde sicher durch seine persönlichen Erfahrungen geprägt. Wenn er beispielsweise das Leben in Atlan Village schilderte, den Künstler- und Studenten-Stadtteil von Terrania, so erinnerte das an den Münchener Stadtteil Schwabing, in dem vor allem in den 70er-Jahren das Leben pulsierte.

Hans Kneifel lebte gern abwechslungsreich; er war in den Kneipen und Bars seines Viertels unterwegs, seine Romane schrieb er häufig nachts und in einem unglaublichen Tempo. Es kam ihm nicht auf wissenschaftliche Exaktheit an, er wollte Stimmungen vermitteln und eine spannende Handlung erzählen. Wer farbenprächtige Science Fiction liebte, war bei ihm an der richtigen Adresse. Wer es wissenschaftlich exakt wollte, konnte mit Hans Kneifels Romanen oftmals nicht viel anfangen.

Dass ihm die Figur des Arkoniden Atlan so ans Herz wuchs, hing damit sicher zusammen. Atlan strandet auf der Erde, rund 8000 Jahre vor Beginn der christlichen Zeitrechnung, und muss sich zuerst mit Steinzeitmenschen herumschlagen, bevor er den Menschen beim Aufbau ihrer Zivilisation unterstützt. Er ist beim Bau der Pyramiden dabei, hilft Alexander dem Großen bei seinen Feldzügen und wehrt immer mal wieder Zugriffe von Außerirdischen auf die Erde ab.

Die sogenannten ATLAN-Zeitabenteuer wurden zu Kneifels Markenzeichen. Ihre Mixtur aus Science Fiction und historischem Roman war einmalig, und viele Leser liebten sie. Vor allem konnte der Autor hier seiner Phantasie freien Lauf lassen. Er schilderte Atlan als Genussmensch, ließ ihn in Ägypten und Mesopotamien, im fernen Osten und in Nordamerika die interessantesten Gerichte und Getränke zu sich nehmen – und selbstverständlich ließ Hans Kneifel seinen Helden sich überall in schöne Frauen verlieben.

Ganz nebenbei vermittelte er seine Sicht auf die Welt. Sie war nicht so technisch wie ein großer Teil des PERRY RHODAN-Universums, sondern sie war von »Wein, Weib und Gesang« geprägt, wirkte dadurch viel lebensnaher.

Der Autor sammelte beim Schreiben seiner ATLAN-Zeitabenteuer übrigens die Erfahrungen, die er später für das Verfassen seiner historischen Romane benötigte. Durch Werke wie »Babylon – Das Siegel des Hammurabi« oder »Hatschepsut« wurde er in den 90er-Jahren einem breiten Leserkreis bekannt.

Denke ich heute an Hans Kneifel zurück, der 80 Jahre alt geworden wäre, erinnere ich mich an einen stets gut gelaunten Erzähler, der durch seine Figuren lebte. Oft hatte ich das Gefühl, in den Helden, die er schilderte, ein Stückchen des »echten Kneifels« wahrzunehmen. An diesen Figurenschöpfer werde ich heute besonders denken – aber auch in Zukunft immer wieder.

12 Juli 2016

Zum Stand der Kolumnenreihe

Seit wann genau ich die Reihe »Der Redakteur erinnert sich« schreibe, weiß ich gar nicht genau. Sicher sind es schon gut zehn Jahre: In sehr unregelmäßigen Abständen schreibe ich über Dinge aus der Vergangenheit, die sich mit meiner Arbeit als PERRY RHODAN-Redakteur oder auch meinen Fan-Erfahrungen beschäftigen.

Dieser Tage ließ ich mal mein Computerprogramm ausrechnen, wieviel Text das in Summe mittlerweile ist. Das Programm kam auf sage und schreibe 765.000 Zeichen – inklusive der Leerzeichen. Das entspricht einem Umfang von mehr als vier Heftromanen. Ich war gebührend beeindruckt.

Bevor jetzt jemand fragt: Das »Material« ist nicht dazu geeignet, es mal »kurzerhand« als E-Book zu veröffentlichen. Erstens mal liegen riesige Lücken zwischen den einzelnen Themen, zweitens handelt es sich um fragmentarische Texte, die jeweils für sich stehen können, aber nie und nimmer ein komplettes Sachbuch ergeben.

11 Juli 2016

Perryversiale Musik

Im Verlauf von bald fünfzig Jahren erschienen immer wieder Tonträger, die sich auf die PERRY RHODAN-Serie bezogen oder die Inhalte unserer Serie in Musik umsetzten. Der erste war das legendäre »Countdown«, zuletzt war es das Projekt eines Elektromusikers, der sich als »Singh Boncard« bezeichnete. Die Frage, ob und wie es möglich ist, die teilweise seit langem vergriffenen Tonträger neu zu veröffentlichen, ist naheliegend.

Leider haben wir als Verlag an dieser Musik – egal von welchem Musiker und Texter – nicht die geringsten Rechte. Wir haben manchmal die Serienrechte offiziell vergeben, weshalb die Musik unter dem PERRY RHODAN-Logo erscheinen konnte. Aber wir sind nicht für die Musik und die Inhalte verantwortlich; das sind stets die Künstler oder die jeweiligen Plattenfirmen oder Vertriebe.

Anders gesagt: Ich würde mich freuen, wenn es möglichst viel der klassischen PERRY RHODAN-Musik offiziell im Handel gäbe. Wenn eine Firma auf uns zuträte, die im Besitz der jeweiligen Rechte ist, würden wir als Verlag uns sicher nicht verweigern.

10 Juli 2016

Internet-Clubs 1996

Zu Beginn des Jahres 1996, als ich selbst noch keinen Internet-Anschluss hatte, kam es mir mehr als seltsam vor, dass es erste PERRY RHODAN-Aktivisten gab, die sich im Internet tummelten. Ich konnte mir nicht einmal vorstellen, was die Fans dort machten ... Die erste PERRY RHODAN-Website ging bekanntlich im Februar 1996 ins Netz.

Einer der ersten Vereine, auf den ich aufmerksam wurde, war beispielsweise der »PERRY RHODAN World Communication Club«, der das Fanzine »Intercom« veröffentlichte. Man könne es sich »über die Nummer http://ourworld.compuserve.com/homepages/PRWCC« abrufen, schrieb ich damals in den Clubnachrichten – so nannte man das damals, wenn man keinerlei Ahnung vom noch ganz neuen Internet hatte.

Geradezu exotisch klingt darüber hinaus folgende Formulierung: »Außerdem steht im Compuserve im Pearl-Forum (GO PEARL) in der Bibliothek im Bereich ›Star Trek / Perry Rhodan‹ das Zine als Datei INTER001.ZIP zu Download bereit.« Aha ... Die weitere Entwicklung des Online-Clubs, der viele Errungenschaften der heutigen »Social Media«-Themen vorangenommen hat, wäre übrigens einen eigenen Artikel wert.

09 Juli 2016

Ewers-Frühwerke im Doppelpack

Julian Tifflor, Reginald Bull und Perry Rhodan gehören zu den Figuren, die die PERRY RHODAN-Serie von Anfang an prägen. Kein Wunder, dass sie auch in den frühen Taschenbüchern immer wieder die Hauptrolle spielten. Vor allem H. G. Ewers schickte die Serienhelden gern in gefahrvolle Unternehmungen.

Diese Woche trafen die Belegexemplare des Planetenromans 57/58 bei uns ein. In den zwei Romanen »Die verhängnisvolle Expedition« und »Phantom-Station« spielen die genannten Figuren jeweils ihre Rollen. Und H. G. Ewers verstand es, die Helden in spannende Abenteuer zu verwickeln.

Wer Freude daran hat, in die Frühzeit des Solaren Imperiums einzutauchen, sollte seine Freude an diesen Romanen haben. Sie spiegeln die »gute alte Zeit« der Serie mit all ihren Stärken und Schwächen wieder. Das ist nicht unbedingt moderne Science Fiction – macht aber auch im Rückblick heute noch viel Spaß.

08 Juli 2016

Vor 2000 Romanen ...

Am 27. September 1977 verschickte William Voltz – damals der Exposéautor der PERRY RHODAN-Serie – ein sogenanntes »PERRY RHODAN-Extra an alle Autoren«. Es bezog sich auf die Bände nach der Nummer 860, die Gründe dafür lassen sich nicht vollständig nachvollziehen. Der Tonfall ist nüchtern und sehr klar.

»Bitte den Begriff PAN-THAU-RA immer in Versalien schreiben«, steht beispielsweise in diesem Papier. Ebenso werden Begriffe festgelegt – Boyt Margor ist ein »parasensibler Motivlenker oder PSI-sensibler Motivlenker«. Voltz schrieb klar: »Die Bezeichnung Parazwangspuls-Demagoge entfällt!« Der von Ernst Vlcek erfundene Begriff »Paratender« für die Wesen, die Boyt Margor übernimmt, wurde durch dieses Rundschreiben übernommen.

Heute würde man sagen: Voltz machte manche Begriffe »kanonisch« ... Darüber hinaus weist dieses Rundschreiben darauf hin, welche »Schlüsselromane« unbedingt zu lesen sind.

07 Juli 2016

Ferne Sterneninsel

Die Kommunikation zwischen den Exposéautoren und mir ist in diesen Tagen sehr intensiv. Kein Wunder: Es entstehen Datenblätter und Exposés, es werden Ideen entwickelt und ausgetauscht. Wir beleuchten bei unserer Arbeit mit viel Energie den anstehenden »Sternengruft«-Zyklus, während die abschließenden Romane des Zyklus »Die Jenzeitigen Lande« noch geschrieben werden müssen.

Das sind die Arbeiten, die bei uns im Team allen Spaß machen, denke ich. Verfassen die Autoren ihre Romane, gibt es immer Phasen, in denen sie Probleme haben und kaum vorankommen. Das ist fas normal. Entwickelt man Ideen, hat man definitiv mehr Spaß.

Am meisten Spaß bereitet es derzeit, sich geistig auf die ferne Sterneninsel einzustellen, in der ein großer Teil der Handlung spielen wird. Hier gibt es viel zu entdecken: nicht nur für unsere Hauptfiguren, sondern derzeit auch für die Exposéautoren und den Redakteur ...

06 Juli 2016

Teamtagung zum Halbjahr

Die PERRY RHODAN-Redaktion besteht derzeit aus sieben Personen, die in unterschiedlichen Bereichen für die Serie tätig sind; einige von ihnen arbeiten auf Teilzeit-Basis. Um die zweite Hälfte des Jahres 2016 besser planen zu können, nahmen wir uns heute bewusst eine »Auszeit« und saßen einen Tag lang in einem Konferenzzimmer zusammen.

Dabei ging es weniger um die Inhalte der Serie – dafür sind die Autoren verantwortlich –, sondern um allgemeine Themen. Welche Aufgaben innerhalb der Abteilung können oder müssen anders verteilt werden? Welche Ziele setzen wir uns für die kommenden Jahre, die wir bereits in diesem Halbjahr vorbereiten müssen?

Bei Kaffee und Kuchen, Säften und Wasser ging es teilweise sehr detailreich »in die Tiefe«. Am Ende hatten wir vieles besprochen, waren allesamt ein wenig erschöpft und hoffen gemeinsam, dass wir die vielen Aufgaben, die vor uns liegen, erfolgreich bewältigen können.

05 Juli 2016

Das Herz von Kallisto

Knapp, aber immerhin: In den vergangenen Tagen brachte uns die Druckerei glatt noch ein wenig ins Schwitzen ... aber jetzt ist sie da ... die Broschüre »Das Herz von Kallisto«, die exklusive Kurzgeschichte von Wim Vandemaan. Das Heft umfasst 16 Seiten im A5-Format, ich finde es superschick, und die Geschichte selbst gefällt mir ebenfalls.

»Das Herz von Kallisto« gibt's nicht im freien Handel, nicht am Kiosk, nicht zum Download als E-Book oder als Hörbuch. Wir haben diesmal eine spezielle Prämie herstellen lassen, die sich an die Leser richtet, die PERRY RHODAN-Jupiter im Rahmen der Jupiter-Edition bestellen. (Was ja eh eine feine Sache ist: Die zwölf Heftromane der Miniserie kommen pünktlich mit der Post ins Haus, man muss sich um nichts kümmern.)

Dabei handelt es sich in gewisser Weise um ein Experiment. Noch nie haben wir eine solche Broschüre produziert, und wir wissen nicht, wie das bei unseren Lesern ankommt. Deshalb warte ich mit Vorfreude auf die ersten Reaktionen ...

Ach ja: Wer die Broschüre haben möchte, sollte sich die Seite anschauen, auf der man die Jupiter-Edition bestellen kann. Ganz einfach!

04 Juli 2016

Die Finale Stadt: Oben

Für mich ist Science Fiction ein Spiel mit den Möglichkeiten, die alte Frage nach dem »Was wäre wenn?« wird in dieser Literaturgattung immer wieder aufs Neue gestellt. PERRY RHODAN ist eine spezielle Spielart der Science Fiction – aber wir schreiben letztlich auch Geschichten, die mögliche Welten vorstellen. Wahrscheinlich haben mir deshalb die vier Romane so gut gefallen, die mit der Finalen Stadt zu tun haben.

Konkret hat mich beispielsweise beeindruckt, wie Michelle Stern in »Die Finale Stadt: Oben« ihre Welt zeichnet. In Eis und Kälte leben die Wesen, die sie durch ihren Roman geleitet; unsere »Helden« müssen sich mit allerlei Gefahren auseinandersetzen und werden dabei mit phantastischen Welten konfrontiert.

Die Handlung auf dem Glazialplateau fand ich stark – weil es mal eine andere Art von Science Fiction ist, als diejenige, die wir sonst hauptsächlich in der PERRY RHODAN-Serie veröffentlichen. Dass nicht alle Leser meinen Geschmack teilen können, war mir allerdings schon im Voraus klar ...

03 Juli 2016

Werbung für Thoregon

Wir wollten Werbung machen, hatten aber keinen Etat; wir wollten zumindest unsere Stammleser informieren, bekamen aber keinen Zugriff auf die Werbeagentur. Also entschlossen wir uns Ende 1995, die Werbung für den neu zu startenden Thoregon-Zyklus so einfach wie möglich zu gestalten. Die Optik war schlicht – aber so bekamen wir zumindest einige Informationen in die Hefte.

Wobei wir die Werbung zurückhaltend formulierten: »Die Brücke in die Unendlichkeit – der neue PERRY RHODAN-Zyklus!« Auch die Unterzeile war sehr zurückhaltend: »Ab Band 1800 – erscheint im Februar 1996. Das neue fantastische Lese-Abenteuer.«

Darunter kamen einige Slogans, von denen wir wussten, dass sie in der Handlung auch umgesetzt werden sollten. Die Brücke in die Unendlichkeit wurde ebenso thematisiert wie Trokan, der »zweite Mars«, oder Kummerog und das Volk der Herreach.

Die schlichte Werbung schien inhaltlich genügend Leser zu interessieren. Schon am Ende des ablaufenden Hamamesch-Zyklus stieg die Auflage an, zu Beginn des Thoregon-Zyklus – also nach Band 1800 – machte sie einen Sprung nach oben.

02 Juli 2016

Ein Band für Peter Terrid

Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«

»Wenn Sie Ideen haben, Herr Frick – dann immer nur her damit!« Diese Aussage der Verlagsleitung nahm ich in den 90er-Jahren ernst. Eine der vielen Ideen, die ich in dieser Zeit intern vorbrachte, hatte einen traurigen Anfang: Im Dezember 1998 war Peter Terrid ganz überraschend gestorben.

Nicht nur ich war sehr betroffen von dem Tod des Kollegen, auch die Bestürzung in der Fan-Szene war groß. Peter war nicht nur ein sehr guter Autor gewesen, er hatte sich vor allem in den zwei Jahren vor seinem Tod stark mit der Fan-Szene auseinandergesetzt.

Nachdem er jahrelang allen Cons ferngeblieben war, hatte er seine Freude an Fan-Veranstaltungen entdeckt: Er diskutierte engagiert und pointiert mit den Lesern unserer Serie. Was also lag näher, so dachte ich, dem Autor mit einem Sonderband nachträglich ein Denkmal zu setzen?

Ich erzählte von meiner Idee sowohl der Verlagsleitung als auch den Kollegen im Buchvertrieb davon. Dabei blieb ich sehr vorsichtig; der Vertrieb war vor allem auf die Silberbände spezialisiert und zeigte sich gegenüber neuen Ideen eher unwillig. »Wir können PERRY RHODAN nur verkaufen, wenn es aussieht wie ein Silberband«, war die offizielle Aussage. Nach dem eher kläglichen Scheitern der »Space Thriller« konnte ich dieser Argumentation wenig entgegen setzen.

Entsprechend verhielt ich mich. »Ein solcher Band könnte in vergleichsweise kleiner Auflage (5000 Exemplare) und mit Silbergestaltung bei VPM erscheinen«, formulierte ich in einem Arbeitspapier. Ich bot allerdings gleich die andere Möglichkeit an, einen solchen Titel zu lizenzieren: »In einer anderen Gestaltung könnte er jedoch ebenso bei Weltbild, BUZ oder einem anderen Vermarkter produziert werden.«

Beim Inhalt wollte ich auf »Nummer sicher« gehen. Ich schlug einen Hardcover-Band vor, der rund 400 Seiten stark sein sollte – wie ein Silberband eben. Er sollte »drei Taschenbücher enthalten, die zu den beliebtesten des verstorbenen Autors gehören«. Angedacht waren »Aufstand der Posbis«, den ich als Jungleser schon geliebt hatte, und »Das Ende der Duplos« sowie der sehr kontroverse Band »Schmied der Unsterblichkeit«.

Dazu sollte ein ausführliches Porträt des Autors kommen, nebst einer Auflistung aller von ihm geschriebenen PERRY RHODAN- und ATLAN-Titel. Als Autor dieses Artikels dachte ich an Heiko Langhans, von dem ich wusste, wie gut er sich bei PERRY RHODAN und seinem Umfeld auskannte.

Bei der Gestaltung wollte ich sehr konservativ sein. Ich kannte mittlerweile die Vertriebskollegen gut genug: Wenn die Kollegen einen PERRY RHODAN-Titel nur als Silberband in den Buchhandel bringen konnten, musste ich eben auf Silber setzen. Allerdings ohne 3-D-Bild ... »Das gezeichnete Titelbild sollte einen idealisierten Terrid-Kopf im Raumfahrerhelm zeigen«, schlug ich vor. Zeichner sollte Swen Papenbrock sein.

Ich dachte bereits darüber nach, wie ein solches Buch redaktionell geplant und verwirklicht werden könnte. Für mich war klar, dass man nicht einfach die Original-Taschenbücher »eins zu eins« übernehmen konnte. »Die Taschenbücher sind ein wenig veraltet, wir müssen die noch einmal neu lektorieren lassen«, machte ich im Einzelgespräch klar. Als Lektor schlug ich Dr. Hartmut Kasper vor – unter seinem Pseudonym Wim Vandemaan wurde er später PERRY RHODAN-Autor.

Der Überlegung, man könnte »doch ganz einfach« die Satzvorlagen früherer Jahre übernehmen, erteilte ich eine klare Absage. »Das muss ein neues Buch werden«, betonte ich in jedem Gespräch. »Wenn wir so ein Buch als Gedenkband machen, muss er würdig aussehen.« Und dazu zählte für mich auch, dass man ein frisches Schriftbild nahm und nicht die uralten Satzfahnen verwendete.

Wie es sich für ein Konzept gehörte, machte ich mir ausführliche Gedanken über Garantiehonorare, Lektoratskosten, Titelbildpreise und weitere Details. Überall versuchte ich, so sparsam wie möglich zu sein. Ebenso schlug ich in meinem Arbeitspapier sowie in persönlichen Gesprächen einen Zeitplan vor. Dieser sah unter anderem eine enge Zusammenarbeit mit Versendern wie Transgalaxis oder der Romantruhe vor.

Mit der Buchproduktion wollte ich bereits im Januar 1999 beginnen – dann hätte das Buch recht schnell erscheinen können. Aber leider geschah erst einmal gar nichts. Ich diskutierte das Thema mehrfach mit dem Vertrieb und der Verlagsleitung, doch es wurde keine Entscheidung getroffen.

Aber so richtig abgelehnt wurde mein Konzept ebensowenig. Es versickerte einfach auf den Treppenstufen und Fluren des Verlages. Und weil wir genügend zu tun hatten, rutschte das Projekt auch bei uns in den Gedanken »nach hinten«.

Am 29. Juni 1999 kramte ich es noch einmal hervor. Für die Vertriebskollegen, so dachte ich, könnte es interessant sein, das Thema beispielsweise bei Partnern wie Weltbild anzubringen. Immerhin hatte Peter Terrid sowohl beim »Traversan«- als auch beim »Thoregon«-Zyklus mitgeschrieben, die zu der Zeit von Weltbild veröffentlicht und vertrieben worden waren. Als Zielgruppe definierte ich: »Alle PERRY RHODAN-Fans. Eventuell auch Freunde allgemeiner SF-Literatur, die den Autor für seine Werke geschätzt haben.«

Ich nannte einige Verkaufsargumente: »abgeschlossene, spannende Romane / vergriffene Geschichten neu aufgelegt / beliebtester PERRY RHODAN-Autor / attraktiver Preis, klare Gestaltung« ... Aber es nutzte nichts. Das Projekt starb erneut. Mir wurde klar, dass ich mich auf die Fans verlassen musste, wenn ich einen Gedächtnisband für Peter Terrid wollte.

Sabine Kropp machte mir in einem Vier-Augen-Gespräch klar: »Ich glaube, wenn wir bei Weltbild ein Buch lizenzieren wollen, geht das nur, wenn du das den Leuten direkt verkaufst.« Ihre Argumentation: Wenn ich dem Vertrieb erklären musste, was er dann den Partnern in anderen Verlagen erklären sollte, war das einfach zu viel an »stiller Post«.

Das war unsere Lehre aus dem Scheitern des geplanten Terrid-Bandes: Wir würden künftig als Redaktion direkt mit anderen Verlagen verhandeln – und uns nicht mehr auf die bisherigen Abläufe verlassen ...

01 Juli 2016

Kristalltod

Eine Woche vor dem offiziellen Erscheinungstermin brachte mir heute eine freundliche Kollegin den druckfrischen Roman mit dem Titel »Kristalltod«; das finde ich stark. Damit liegt mir der erste Band unserer neuen Miniserie PERRY RHODAN-Jupiter vor, und ich finde, dass die Gemeinschaftsarbeit von Wim Vandemaan und Kai Hirdt sehr schön geworden ist.

Inhaltlich kann ich natürlich keinen objektiven Ton zu diesem Roman von mir geben. Dafür habe ich selbst zu viel Arbeit hineingesteckt. Kai Hirdts Texte ergänzen die Wim-Vandemaan-Passagen hervorragend, so dass der Eindruck eines »geschlossenen« Romans entsteht. Und Dieter Schmidt hat so redigiert, dass sich dieser Eindruck noch vertieft.

Ganz ehrlich: Ich bin sehr stolz auf diesen Roman. Und ich werde den Anblick des Belegexemplars an diesem Wochenende noch eine Weile genießen ...