16 September 2015

Zwei Klassiker von Ernst Vlcek

Ein Logbuch der Redaktion

Ich lernte Ernst Vlcek irgendwann in den 80er-Jahren kennen. Der in der Nähe von Wien lebende Autor war ein quirliger Mann, der vor Ideen sprühte und mit Begeisterung und Witz durch die Welt ging. Als wir ab 1992 bei PERRY RHODAN zusammenarbeiteten, verlief das nicht immer ohne Konflikte, aber zumindest mir machte das gemeinsame Entwerfen von Handlungslinien und Exposés einen großen Spaß. Dass er 2008 so plötzlich starb, schockierte mich.

PERRY RHODAN-Planetenromane 37/38 – Cover von Arndt DrechslerDeshalb freut es mich sehr, dass wir in der Reihe der PERRY RHODAN-Planetenromane einen Doppelband mit Ernst-Vlcek-Romanen bringen können. »ALBATROS« und »Die größte Schau des Universums« sind seit September mit der Bandnummer 37/38 bei unserem Partner Zaubermond erhältlich. Ein Titelbild von Arndt Drechsler schmückt das Taschenbuch.

Beide Romane wurden zu Beginn der 80er-Jahre erstmals veröffentlicht. Uns ist bewusst, dass sie vor über zehn Jahren schon einmal bei Weltbild im Rahmen der sogenannten Sammler-Edition neu aufgelegt wurden. Aber damals erreichten die Bücher nur einen eingeschränkten Kundenkreis – und jetzt werden sie durch die lesenswerten Zwischentexte und Nachworte von Rainer Nagel ergänzt.

Wer sich nur für die Romane selbst interessiert, sollte wissen, dass sie in der Handlungslücke zwischen den Bänden 999 und 1000 der PERRY RHODAN-Serie angesiedelt sind. Zwischen diesen Romanen liegen über 400 Handlungsjahre, in denen im Perryversum viel passierte – von dem in den einzelnen Heftromanen aber nicht viel zu lesen war.

Wer sich mit der Serie auskennt, weiß um die großen Zusammenhänge. Es handelt sich um eine wichtige Epoche: Perry Rhodan gründet die Kosmische Hanse, die Menschen bauen sie auf, und nach der Larenherrschaft und den darauf folgenden Krisen ist eine solche Union eine willkommene Sache. Mithilfe der Kosmischen Hanse werden zahlreiche Planeten der Milchstraße miteinander verbunden, und ganz nebenbei wird der Konflikt der Superintelligenzen ausgetragen.

Das geheime Ziel der Hanse ist nämlich, gegen die negative Superintelligenz Seth-Apophis zu kämpfen. Davon weiß der gewöhnliche Mensch zwar nichts – die Hanse-Agenten wirken ebenso im Verborgenen wie die Abgesandten der feindlichen Superintelligenz.

Beide Ernst-Vlcek-Romane greifen dieses Thema auf. Es sind eigenständige Geschichten, die man auch versteht, ohne die Zusammenhänge komplett zu kennen – aber sie werden mit viel Bezug zum Thema des Zyklus erzählt.

Der Roman »ALBATROS« spielt in den Anfängen der Kosmischen Hanse. Die Organisation ist zu diesem Zeitpunkt noch in einer stürmischen Aufbruchsphase, und es gibt weitere Gruppierungen, die eigenständigen Aufgaben folgen. Die bekannteste Hauptfigur dabei ist der Mutant Fellmer Lloyd, der sich für andere Mutanten interessiert und gleichzeitig danach trachtet, Zugriffe von Seth-Apophis zu verhindern.

In einer späteren Phase der Kosmischen Hanse – aber immer noch deutlich vor den Ereignissen in den Bänden ab dem Roman »Der Terraner« – ist der zweite Roman angesiedelt. Hier geht es tatsächlich um einen Zirkus, und dieses Motiv wird vom Titelbild hervorragend aufgegriffen. Wieso der Autor ausgerechnet diese Kulisse für seinen Roman wählte, in dem es auch um Zeitsprünge geht, weiß ich leider nicht mehr: Originell genug ist das Thema von »Die größte Schau des Universums« allemal.

Beide Romane zeigen, wie sehr es Ernst Vlcek verstand, seine überschäumende Phantasie zu bündeln und daraus Romane zu schaffen, die einem Leser im Gedächtnis bleiben. Seine Charaktere sind ungewöhnlich, ihre Abenteuer sind es ebenfalls. Wer das in der heutigen Zeit wieder erleben möchte, ist bei dem vorliegen Doppelband der Planetenromane bestens beraten ...

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