29 Mai 2015

Wir planen eine PERRY RHODAN-Party

Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«

Wer genau auf die Idee kam, weiß ich nicht mehr. Vermutlich war es einer meiner Freunde, mit denen ich Ende der 90er-Jahre um die Häuser zog. Bei einem unserer Gespräche, irgendwann sehr spät in der Nacht, wurde die Idee auf jeden Fall angesprochen: »Wie wäre es denn, wenn wir eine PERRY RHODAN-Party machen würden? So eine mit elektronischer Musik, mit lustigen Leuten und bunten Verkleidungen, mit ...«

An diesem Punkt unterbrach ich lachend und schlug vor, das Thema bleiben zu lassen. Eine PERRY RHODAN-Party mit Elektro-Sounds, das war nicht unbedingt das, worauf die PERRY RHODAN-Fans mit Begeisterung reagieren würden.

Die Überlegung ließ mich dennoch nicht los: Wie wäre es denn, wenn man ernsthaft versuchen würde, eine Veranstaltung rings um unsere Serie zu machen, die nichts mit bedruckten Büchern und Heftromanen zu tun haben würde?

Eckhard Schwettmann, unser Marketingleiter, war von der ursprünglichen Idee völlig begeistert, während ich selbst immer noch skeptisch war. »Du kennst doch genügend Leute in Karlsruhe, das wäre etwas ganz anderes.« Er sah bereits in eine Zukunft, die ich mir nicht vorstellen konnte. »Wenn wir PERRY RHODAN als eine Marke für junge Leute profilieren wollen, gehört doch Musik dazu – und Elektro-Klänge in allen möglichen Richtungen würden unsere Ambitionen gut ergänzen.«

Er überzeugte mich so weit, dass ich mit einem meiner Freunde darüber sprach. Ich wusste, dass er normalerweise sehr krachige Konzerte veranstaltete, bei denen vorzugsweise amerikanische Bands auftraten. Aber er hatte auch andere Interessen, und das bekundete er. »Ich mach 'nen Abend mit gepflegtem Techno und House und so, und dazu gebe ich mir den Namen einer PERRY RHODAN-Figur.«

Ich betrachtete ihn lange und ausgiebig, erinnerte mich an das Zitat »Werde satt und dick« und meinte dann, er könnte sich doch Melbar Kasom nennen. Das fand er witzig, und so beschlossen wir, dass die PERRY RHODAN-Veranstaltung musikalisch von »DJ Melbar Kasom« begleitet werden sollte.

Jetzt ging es darum, einen geeigneten Ort zu finden; es erwies sich als einfacher als gedacht. An einem Abend in der »Carambolage«, einem Club in der östlichen Innenstadt, kamen wir ins Gespräch mit dem Geschäftsführer. Er sei doch immer auf der Suche nach interessanten Veranstaltungen, sagte ich zu ihm. Eine PERRY RHODAN-Party sei etwas ganz anderes als die gelegentlichen Konzerte, die er neben dem üblichen Disko-Betrieb veranstaltete.

Unser Gegenüber zwirbelte seinen Schnurrbart, wir versuchten ihm, die weiteren Details zu erläutern, und langsam erwachte in ihm das Interesse. »Da können wir den ganzen Club ja wie ein Raumschiff dekorieren«, freute er sich. »Wir machen eine Rakete in den Eingangsbereich, wir hängen überall PERRY RHODAN-Plakate auf, wir bauen Raumschiffe, dazu kommen Musik- und Sound-Elemente.«

Nach dem Wochenende stellten Eckhard Schwettmann und ich in der Redaktion zusammen, was wir alles für eine solche Veranstaltung anbieten könnten. Allein bei der Dekoration ergab sich einiges, wobei wir noch nicht überlegten, wie man das alles transportieren würde: »diverse Poster (Risszeichnungen, Raumschiffe, Stadtplan Terrania), diverse Werbeplakate (sind auch sehr bunt), Pappaufsteller (Gucky, Atlan; bis zu zwei Meter hoch), Holzaufsteller (Atlan, Blues; allerdings sehr schwer)« verzeichnete meine entsprechende Liste.

»Wir können die Videos laufen lassen, die wir mittlerweile haben«, meinte Eckhard. Zum Computerspiel »Operation Eastside« gab es ein Video, das eine Stadtansicht von Terrania City sowie einen Raumschiffstart zeigte. Das fanden wir alle toll. Darüber hinaus hatten wir anderes Video-Material vorliegen, das man automatisch ablaufen lassen konnte, ebenso lagen Berge von Dias im Marketingbüro, die sich für eine Dia-Show anboten.

Mit Musik waren wir darüber hinaus richtig gut bestückt. Es gab bereits die CD-Single von U.S.P. sowie eine CD-Compilation mit elektronischer Musik, die unter dem Markennamen PERRY RHODAN erschienen war; seit 1996 war die offizielle »Filmmusik« von Christopher Franke im Handel erhältlich. Dazu könnte man sogar Hörspiele im Hintergrund laufen lassen.

Eckhard berauschte sich an einer weiteren Idee: »Wir könnten einen Computer aufstellen lassen, dann spielen die Leute auf der Party ›Operation Eastside‹, und das ist sicher ebenfalls interessant.« Weil nicht sicher war, wer diesen Computer liefern, aufstellen, betreuen und vor allem am frühen Morgen wieder abtransportieren würde, zerschlug sich diese Idee sehr schnell.

Wir waren uns auf jeden Fall einig darüber, wie wir die Veranstaltung in »unseren Kanälen« bewerben würden. Wir könnten sie über die PERRY RHODAN-FanZentrale bekannt machen, wir würden in Fanzines und im Heftroman dafür werben; somit bekämen die PERRY RHODAN-Leser auf jeden Fall Wind von der geplanten Veranstaltung. Die Werbung innerhalb der Stadt Karlsruhe und über die regionalen Medien sollte das »Carambolage«-Team übernehmen.

Am 12. Februar 1998 stellten Eckhard und ich auf einer halben Seite alle Daten und Informationen zusammen, die wir der »Carambolage« zur Verfügung stellen konnten. Ich informierte »DJ Melbar Kasom« über die aktuellen Ereignisse und den Stand der Dinge, dann sprachen wir noch einmal mit dem Geschäftsführer des Clubs.

Es sah alles gut aus. Wenn der Plan, den wir uns ausgedacht hatten, eingehalten wurde, dürfte es bald eine echte PERRY RHODAN-Party in Karlsruhe geben ...

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