12 November 2014

Erinnerungen an Eckhard Schwettmann

Ein Logbuch der Redaktion

Es ist der Mittwoch, 5. November 2014. Kaum habe ich mein Büro betreten, steht auch schon Sabine Kropp vor mir. »Es ist etwas passiert«, sagt sie. »Eckhard ist gestorben.«

Ich benötige einige Zeit, bis die Meldung in mein Gehirn gesickert ist, bis ich verstanden habe, was sie mir wirklich gesagt hat. Eckhard Schwettmann ist tot? Ich kann es nicht glauben. Seit 1996 kennen wir uns, auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober hat er noch Optimismus verbreitet – und jetzt das?

Ich Eckhard Schwettmannschaue in das Büro, in dem er jahrelang gearbeitet hat. Ich betrachte die Poster an den Wänden, die Bücher in den Regalen – viele Spuren seiner Tätigkeit sind in den Büros der PERRY RHODAN-Redaktion zu sehen.

Die ersten Erinnerungen kommen hoch, es verbindet einen viel, wenn man jahrelang zusammenarbeitet. Hier will ich nur einige wenige präsentieren.

Mein erster Eindruck von Eckhard war ein positiver: Er kam nach Rastatt in den Verlag, weil er sich für den ausgeschriebenen Arbeitsplatz eines PERRY RHODAN-Marketingleiters interessierte. Beim Vorstellungsgespräch war ich zeitweise auch dabei. Eckhard bewies, wie gut er sich mit der Serie auskannte, und präsentierte Beispiele aus seiner bisherigen Tätigkeit im Musikgeschäft, wo er immer wieder die größte Science-Fiction-Serie der Welt zitiert hatte.

Kein Wunder, dass er als Marketingleiter stets versuchte, die Serie mit aktuellen Jugend- und Musikkulturen zu verbinden. Er sorgte dafür, dass die kurzlebige Elektro-Band U.S.P. eine PERRY RHODAN-Schallplatte veröffentlichte, und er brachte unsere Science-Fiction-Serie auf die Musikmesse Popkomm nach Köln. Viele lustige, interessante und spannende Abende gab es bei diesen Gelegenheiten – PERRY RHODAN wurde unter seiner Leitung erst zu einer Marke, die er multimedial weiter ausbaute.

Viele Abende saßen wir in meinem oder seinem Büro zusammen. Wir plauderten, wir planten, wir entwarfen kühne Gedanken, aus denen nicht immer etwas wurde. Bei einem dieser Gespräche wurde die Buchreihe »Moewig Phantastic« aus der Taufe gehoben, an einem solchen Abend entstanden die »Kosmos-Chroniken« und die ersten Ideen, wie man die PERRY RHODAN-Serie in »andere Märkte« bringen könnte.

Eckhard war den neuen Medien gegenüber aufgeschlossen. Zu einer Zeit, als 99 Prozent der Bevölkerung das Internet noch nicht einmal wahrnahmen, trieb er unsere kleine PERRY RHODAN-Internet-Seite massiv voran. Er brachte spielerische Aspekte auf die Seite, veranstaltete zusammen mit unseren Dienstleistern die »Galaktische Kreuzfahrt« und rief als regelmäßige Einrichtung das »Logbuch der Redaktion« ins Leben. Er war einer der ersten Verlagsleute, die E-Books als neue Chance ansahen.

Auch die PERRY RHODAN-FanZentrale hat ihm viel zu verdanken. Er unterstützte sie in der Anfangszeit mit allen Mitteln, steuerte Beiträge zu Publikationen bei und hielt Vorträge auf Cons. Den Kontakt zu den Fans liebte er – und nachdem er den Verlag verlassen hatte, hielt er den Kontakt.

Ich erinnere mich an sein Engagement auf Cons, seine Besuche an unserem Messestand bei jeder Buchmesse und die enorme Energie, die er in Bücher wie sein opulentes »All-Mächtiger!« steckte. Als dieses dickleibige Werk zur Leipziger Buchmesse 2006 erschien, war er zu Recht stolz und zeigte es bereitwillig jedem Interessierten.

Neben diesem Meisterstück plante er weitere Hintergrundbände zur PERRY RHODAN-Serie. Drei Bände der »PERRY RHODAN-Chroniken« sind erschienen, am vierten Band arbeitete er noch. Bei unseren letzten Gesprächen, die wir führten, sprudelte Eckhard Schwettmann jedesmal über vor neuen Ideen. Er hatte noch viel vor – nicht nur für PERRY RHODAN und unser Umfeld, sondern weit darüber hinaus.

Wenn ich künftig an Eckhard Schwettmann denken werde, möchte ich ihn so in Erinnerung behalten: als einen sprudelnden Quell von Ideen und Vorstellungen, als einen Mensch mit Tatkraft und Phantasie, als einen PERRY RHODAN-Fan mit Leib und Seele. Er wird uns fehlen.

1 Kommentar:

Arnold Winter hat gesagt…

Ich hatte die Ehre und das Vergnügen, während des WeltCons 2011 drauβen vor der Hotelbar ein Bier mit Eckhard zu trinken. Es war das einzige Mal, das ich ein wenig mit ihm plaudern konnte. Schade, daβ ich nicht schon damals gewuβt hatte, daβ er auch ein Beatles-Fanatiker war.

Mein herzliches Beileid an seine Familie und Freunde. RIP, Eckhard.