24 August 2012

Trauriger Blick auf Guckys Rezepte

Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«

Claus Landgrebe, der Hobbykoch aus Mainz, stürzte sich im Spätjahr 1997 mit Feuereifer auf sein Projekt, ein PERRY RHODAN-Kochbuch in den Handel zu bringen. Unter anderem präsentierte er mir in seinem Konzept am 28. November 1997 das Rezept für »Gucky's Möhren-Sahne-Cremesuppe«. Es bestand tatsächlich – wie er es vorgeschlagen hatte – aus einer kleinen Anekdote, einem völlig normal zu verarbeitenden Rezept für eine Suppe sowie einer Anmerkung.

Ich fand das Rezept spitze. Es war für »vier Humanoide oder sechs Mausbiber« ausgelegt; unter anderem sollten 400 Gramm Möhren verarbeitet werden. Beim Hintergrund schilderte Claus in seiner Anekdote eine Episode aus dem Band 18 der PERRY RHODAN-Serie: Nachdem Gucky an Bord der STARDUST II seinen Heimatplaneten Tramp verlassen hat, kommt es ausgerechnet in der Bordküche zwischen Reginald Bull und dem Mausbiber zu einem Konflikt.

Am Ende des Konflikts landet Bully in einem Suppentopf mit kaltem Wasser ... eine typische Geschichte aus der Frühzeit der PERRY RHODAN-Serie, wie sie Clark Darlton immer wieder gerne schrieb. Die Landgrebe-Anekdote endete eindeutig: »Dies erfreute den Chefkoch der STARDUST so, der ständig im Clinch mit Bully wegen der Speisen lag, dass er spontan eine Möhrensuppe für Gucky kreierte, die noch heute zu dessen Leibspeisen gehört.«

Als Fazit seines Rezeptes formulierte er: »Da lacht der Gucky, und sein Schneidezahn strahlt. Für Bully darf es auch ein Bier dazu geben.«

Neben diesem Rezept formulierte Claus Landgrebe weitere Ideen; er war schon dabei, zusätzliche Bücher zu planen. Fürs erste Buch wollte er Rezepte aus der Zeit des Solaren Imperiums haben; bei späteren Bänden sollte es in der PERRY RHODAN-Chronologie entsprechend weiter gehen.

Ich war von dem Ganzen ziemlich angetan und meldete mich am 1. Dezember bereits zurück. Allerdings verwies ich auf meinen Kollegen Eckhard Schwettmann, der die gesamten Unterlagen zu diesem Thema von mir in Kopie erhielt. Er sollte sich – so meine Vorstellung – dann weiter mit dem Thema auseinandersetzen.

Die Idee, jedes Rezept durch eine kleine Geschichte zu ergänzen, hielt ich für gut. Ich schlug allerdings vor, einen PERRY RHODAN-Autor dafür einzusetzen. Dieser sollte die jeweiligen Geschichten schreiben. »Das ist auf jeden Fall professioneller«, schrieb ich, und es werde bei den Fans besser ankommen. Was ich nicht schrieb, aber meinte: Claus Landgrebe war kein besonders guter Fan-Autor, und ich hatte die Angst, mit ihm unaufhörliche Diskussionen über seine Texte zu führen.

»Mir spukt Wolfpeter Ritter alias Peter Terrid im Kopf herum«, schrieb ich. »Der gute Mann ist nicht nur einer der beliebtesten Autoren überhaupt, sondern er kocht auch noch mit großer Begeisterung.« Ich bat Claus darum, noch zwei Wochen zu warten, da Eckhard Schwettmann im Urlaub war.

In der Zwischenzeit telefonierte ich mit Peter Terrid. Der Autor war sofort Feuer und Flamme für die Idee. Er stellte sich vor, weitere Rezepte auszuprobieren und beizusteuern; wir sprachen über Romane, in denen Köche die Hauptrolle spielen sollten, und anderes, was in diese Richtung ging. Und natürlich dachte Peter Terrid ebenfalls sofort daran, auf dem PERRY RHODAN-WeltCon im Dezember 1999 Rezepte aus dem Perryversum als Speisen anzubieten.

Als Eckhard Schwettmann aus dem Urlaub kam, reagierte er ebenfalls positiv. Trotzdem dauerte es einige Zeit, bis wir dazu kamen, uns wieder um das PERRY RHODAN-Kochbuch zu kümmern. Briefe an Claus wurden aber nicht beantwortet, Anrufe bei ihm waren zwecklos.

Wir wissen bis heute nicht, was wirklich geschehen war: Der aktive Fan und Hobbykoch starb ganz plötzlich, weitere Details bekam ich nie mit. Auch in der Fan-Szene wurde nichts bekannt. Es war die Zeit »vor Facebook«, solche Informationen verbreiteten sich einfach nicht so schnell oder überhaupt nicht.

Erschüttert nahmen wir in der Redaktion dann Abschied von der Idee, mit dem Hobbykoch aus Mainz ein PERRY RHODAN-Kochbuch zu veröffentlichen. Nur Peter Terrid gab nicht auf. »Wir sollten im Andenken an Claus Landgrebe daran weitermachen«, argumentierte er ...

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