06 September 2011

Die neuen alten Figuren

Ein Logbuch der Redaktion

Als wir daran gingen, uns konkrete Gedanken über den Inhalt von PERRY RHODAN NEO zu machen, wurde sehr schnell klar, dass wir an die Substanz gehen mussten: Wir wollten die Geschichte der ersten PERRY RHODAN-Romane nicht »eins zu eins« nacherzählen, und wir wollten keinen Abklatsch der ersten Bände liefern – denn da wäre das Original schlicht interessanter gewesen. Also mussten wir neue Wege gehen.

Klingt ganz einfach, ist es aber nicht. Denn neue Wege bedeutete in diesem Fall, dass wir uns grundsätzlich über die Figuren verständigen mussten. Die ersten Diskussionen, die ich bereits vor zwei, drei Jahren mit Frank Borsch führte, gingen genau in diese Richtung: Was muss man ändern, was kann man ändern?

Sollten wir beispielsweise aus Reginald Bull eine Frau machen? Könnte Eric Manoli kein Amerikaner sein, sondern beispielsweise ein Chinese? Muss Clark Flipper ein Mann sein, könnte er keine Frau sein? Das waren und sind grundsätzliche Fragen, über die man geteilter Meinung sein kann.

Denn natürlich wäre es nicht schlecht, wenn die Besatzung der STARDUST ausgewogener wäre: nicht nur vier weiße Männer, sondern vielleicht zwei Männer und zwei Frauen oder zwei Weiße und zwei »Farbige« ...

Wir entschieden uns aber dagegen: Die Besatzung der STARDUST behält die ursprünglichen Namen, und es bleiben weiße Amerikaner. Wir wollten hier bewusst den klassischen Figurenaufbau übernehmen, den sich die Autoren der ersten Stunde ausgedacht hatten.

Was wir allerdings änderten, war das Verhalten mancher Figuren untereinander. In den alten Romanen, die im Jahr 1961 komplett dem Zeitgeist entsprachen, war Perry Rhodan selbst der unangefochtene Held. Reginald Bull beispielsweise, der eigentlich ebenfalls ein Ingenieur und Wissenschaftler ist, wurde oft als Trottel dargestellt. Er war das, was man heute gern den »funny sidekick« nennt, den rundlichen Kumpeltypen, der durch seine Aktionen dafür sorgt, dass der Hauptheld strahlender wirkt.

Das ist bei PERRY RHODAN NEO auf jeden Fall anders – wie genau, das werde ich hier noch nicht verraten. Versprechen kann ich, dass Reginald Bull der Tatmensch bleiben wird, als den ihn die Fans immer geschätzt haben.

Andere Figuren der frühen PERRY RHODAN-Zeit, die in NEO auftauchen, werden ebenfalls anders charakterisiert und dargestellt. Ich will an dieser Stelle nicht ins Detail gehen, um nicht die Spannung zu nehmen, aber Allan D. Mercant oder John Marshall sind nicht exakt die Figuren, die wir Leser von früher her kennen.

Und neben ihnen wird eine Reihe von neuen Figuren auftauchen, die das Geschehen aus einer anderen Sichtweise beleuchten. Als ich das Manuskript des ersten NEO-Romans las, fand ich diese Sichtweise auf manche Dinge sehr spannend. Ich bin mir sicher, dass sich diese Faszination auf viele Leser übertragen wird.

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