17 Dezember 2009

Seminar mit Uwe Anton

Ein Logbuch der Redaktion

Das Motto stammte nicht von mir, aber ich fand es klasse: »Ist morgen auch noch ein Tag?« - so lautete der Titel des Science-Fiction-Seminars, das am Wochenende des 11. bis 13. Dezember 2009 stattfand. Das Schwerpunkt-Thema war Kurzgeschichten, und als Dozenten waren der PERRY RHODAN-Autor Uwe Anton und ich im Einsatz.

Insgesamt zwölf Autorinnen und Autoren aus Deutschland und Österreich hatten sich im Schloss Wolfenbüttel eingefunden, wo die Bundesakademie für kulturelle Bildung ihre Seminare – oder zumindest einen wesentlichen Teil – veranstaltet. Im sogenannten Chorsaal, von dem aus wir einen schönen Blick auf den alten Wehrgraben sowie die Fachwerkhäuser der sich anschließenden Altstadt hatten, saßen wir zusammen; eine angenehm-kreative Atmosphäre stellte sich sehr schnell ein.

Als Standard bei diesen Seminaren hat es sich bewährt, dass die Teilnehmer im Voraus eine Kurzgeschichte einreichen. Die Texte werden allesamt zu einem sogenannten Reader gebunden und werden den Teilnehmern vorher zur Verfügung gestellt. So hat jeder einen Einblick in die Art und Weise, wie andere Autoren mit den gestellten Vorgaben gearbeitet haben. Und jeder hatte die Aufgabe, sich dadurch aufs Seminar vorzubereiten, dass er alle Texte vor Seminarbeginn las.

Genau das tat ich auch: Ich saß im Zug von Karlsruhe nach Braunschweig, las abwechselnd die November-Ausgabe von »bild der wissenschaft« (mit dem Schwerpunkt-Thema Urknall) und in den Kurzgeschichten der Autoren. Dabei fiel mir bereits auf, wie unterschiedlich die thematische Ausrichtung war und – vor allem – wie unterschiedlich stark sich die Schreiberfahrung darstellte.

Nicht zuletzt aus diesem Grund begannen Uwe Anton und ich das Seminar am Freitag nachmittag damit, grundlegende Dinge zu erzählen. Wir stellten dar, wie der Literaturbetrieb funktioniert, was man als Autor beachten muss und wie Verlage eigentlich arbeiten. Wir zeigten auf, welche Kleinverlage derzeit überhaupt Kurzgeschichten mit Science-Fiction-Themen publizieren und weshalb es sich für kommerziell ausgerichtete Verlage derzeit nicht lohnt, Kurzgeschichtensammlungen auf den Markt zu bringen.

Nach dem Abendessen ging es mit der Textarbeit los: Wir besprachen im Plenum die eingereichten Kurzgeschichten. Diejenigen, die wir am Freitagabend diskutierten, wurden selbstverständlich intensiver durchgearbeitet – vieles von dem, was am ersten Abend gesagt wurde, mussten die Dozenten am Folgetag nicht wiederholen. Insgesamt wurden alle Texte durchgesprochen, wobei wir am Freitagabend nicht ganz die Hälfte schafften.

Nach dem eigentlichen Seminar ging es noch einige Stunden weiter: Bei Bier und Wein, bei Cola und Mineralwasser diskutierten Autoren und Dozenten bis spät in die Nacht über das Schreiben, über gelungene und weniger gelungene Bücher, sowie über alle möglichen anderen Themen.

Am Samstag stellten wir die ersten Schreibaufgaben, ließen die Autoren im wesentlichen an neuen Texten arbeiten. Es ging um Anfänge, aber ebenso um den »Wendepunkt« oder gar den »Point of no return« bei einer Kurzgeschichte. Dabei versuchten wir klarzumachen, dass jede Regel, die man für eine Kurzgeschichte aufstellt, im wesentlichen dazu da ist, dass man sie nach einiger Zeit auch bricht – aber zuerst sollte man zu Übungszwecken einige Regeln berücksichtigen. Dazu zählte die sogenannte Einheit von Raum und Zeit, die einen Autor automatisch dazu zwingt, sich bei seinem Text auf das Wesentliche zu beschränken.

So verging der Samstag mit intensiver Textarbeit, mit Diskussionen und kleinen Vorträgen, mit Schreibaufgaben und Einzelgesprächen. Auch an diesem Abend wurde es wieder spät – und am Sonntagmorgen waren alle Beteiligten ein wenig müde. Wir ließen es deshalb langsamer angehen, stellten schneller zu schaffende Aufgaben, die dann auch schneller zu diskutieren waren.

Insgesamt war es wieder ein spannendes Seminar – zumindest für mich. Nach einem gemeinsamen Mittagessen fuhren die Teilnehmer nach Hause; ich schaute mir noch die Science-Fiction-Ausstellung im Schloss Wolfenbüttel an. Die bildete dann den schönen Abschluss für ein gelungenes Wochenende.

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