28 Mai 2009

Meine Begegnung mit einem alten Krimi-Bekannten

Ein Logbuch der Redaktion

Unter Pseudonymen wie Neal Chadwick begann Alfred Bekker vor gut zwanzig Jahren seine Karriere als Schriftsteller; längst ist er unter seinem bürgerlichen Namen zu einem der beliebtesten Autoren im Science-Fiction- und Fantasy-Umfeld geworden. Deshalb finde ich es sehr sympathisch und auch interessant zugleich, dass er mit dem Roman »Doppeltes Spiel« sein Pseudonym Neal Chadwick wieder erweckt hat – und zugleich zur Krimi-Serie KOMMISSAR X zurückkehrt.

Damit schließt sich für mich ein Kreis: Vor etwa zwanzig Jahren habe ich KOMMISSAR X als Außenlektor des Verlages betreut. Nicht jeder Roman wurde von mir redigiert, aber alle zwei bis drei Woche war ich »an der Reihe«. Unter den Autoren befand sich damals bereits Neal Chadwick, und ihn kannte ich zudem aus gemeinsamer Fan-Vergangenheit, unter anderem im PERRY RHODAN-Briefclub Bullys Schreibtisch. In diesem Club sind wir übrigens beide nach wie vor Mitglied, und ich finde es höchst spannend, wie Alfred Bekker seine schriftstellerische Laufbahn durch die unterschiedlichsten Genres vorangetrieben hat.

Jetzt also wieder KOMMISSAR X. Das Label Nocturna Audio, das bereits zwei KX-Romane vertont hat, die Wolfpeter Ritter alias Patrick Wynes alias Peter Terrid – so kennen ihn die PERRY RHODAN-Leser – verfasste, startete mit einer Reihe, die den schlichten Namen »Hörheft« trägt. Der Untertitel macht klar, um was es geht: »Der Heftroman zum Hören!« verspricht die Umsetzung klassischer Heftroman-Themen in Hörbücher.

Mit KOMMISSAR X hat sich das Team von Nocturna Audio auf jeden Fall ein klassisches Krimi-Thema ausgesucht: Bis Anfang der 90er Jahre erschienen weit über 1700 KX-Heftromane, dazu kamen Leihbücher und Taschenbücher. Es gab sogar einige Fernsehfilme, die eher bescheiden aufgemacht waren; aus diesen aber holte Nocturna Audio die Illustrationen für die Hörbücher – und das »Gehäuse« mit den zwei CDs sieht dann richtig gut aus.

Als Sprecher konnte man Robert Missler verpflichten, der in letzter Zeit durch eine Reihe guten Produktionen aufgefallen ist. Er spricht die Handlung des Romans trocken und ruhig, betont die Figuren eindeutig und vielseitig, verzichtet aber auf zusätzlichen »Firlefanz«. Das passt zur Handlung, die rasch vorangetrieben wird, auf viele Beschreibungen verzichtet und sich stattdessen auf die Ermittlungsarbeit seines Helden und die Aktivitäten seiner Gegenspieler setzt.

Die wiederum schildert einen Fall, der anfangs ganz harmlos anfängt. Der in New York agierende Detektiv Jo Walker, allgemein als »Kommissar X« bekannt, erhält den Auftrag, nach einem verschwundenen Mann zu suchen. Dieser heißt Leslie Craven, ist normalerweise in einer literarischen Agentur beschäftigt und gilt als Musterbeispiel für Korrektheit. Recht schnell bekommt Jo Walker heraus, dass Craven nicht einfach nur verschwunden ist, sondern dass sich andere Menschen für ihn interessieren. Auf einmal mischt sich sogar das FBI ein, und als ein Cadillac auftaucht, dessen Passagiere den Detektiv dazu nötigen, bei ihnen einzusteigen, wird die Sache langsam prekär ...

Das ganze klingt nicht schreiend originell, will es auch gar nicht sein; dafür ist die Handlung unterhaltsam und zieht einen mit sich. Schnelle Ermittlungsarbeit in New York, rasche Schauplatzwechsel und flotte Dialoge beherrschen das Geschehen. Wer diese Art von Krimi mag, wird bei »Doppeltes Spiel« sicher sehr gut unterhalten.

Mit diesem Hörheft hat Nocturna Audio auf jeden Fall einen modernen Krimi-Klassiker aus der Versenkung geholt. Dass ich mit KX mehr als nur eine Handvoll guter Erinnerungen verbinde, liegt auf der Hand. Deshalb freut's mich gleich doppelt, das Hörbuch zu hören. Zu beziehen ist es übrigens im guten Tonträgerhandel und natürlich bei Versendern wie amazon.de – wie bei Audio-Stücken normal, gibt es hier keinen festgelegten Ladenpreis.

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