16 Mai 2008

Ein Sonnentag zum Abschiednehmen

Ein Logbuch der Redaktion

Es gibt Dienstreisen, die mag ich, und es gibt Dienstreisen, die würde ich am liebsten nicht unternehmen. Eine solche stand am Freitag, 9. Mai 2008, an: Es ging zur Trauerfeier für Ernst Vlcek nach Brunn in Österreich. Mit mir reiste Sabine Kropp, die als Redakteurin ebenfalls jahrelang mit dem unlängst Verstorbenen zusammengearbeitet hatte.

Per Bahn, per Flugzeug und per Taxi kamen wir in die Marktgemeinde Brunn südlich von Wien, wo ich Ernst Vlcek und seine Familie in den neunziger Jahren zweimal besucht hatte. In der Wohnung sprachen wir der Witwe des Verstorbenen persönlich unser Beileid aus. Dort trafen wir auf die Autorin Susan Schwartz und ihren Ehemann; die beiden Familien hatte in den letzten zehn Jahren eine enge persönliche Freunschaft verbunden.

Über einen verschlungenen Fußpfad kamen wir vom Trauerhaus zum Friedhof, wo wir auf weitere Bekannte trafen. Nicht nur Freunde des Verstorbenen aus Brunn und Wien, sondern auch viele Fans waren anwesend: alte Freunde aus den sechziger Jahren der Wiener Science-Fiction-Gruppe, Mitglieder der PERRY RHODAN-Stammtische München, Wien und Graz und viele mehr.

Mit Michael Marcus Thurner und Leo Lukas gaben die zwei Wiener PERRY RHODAN-Autoren ihrem verstorbenen Kollegen die Ehre; bei den Trauernden war auch Reinhard Habeck, der Schöpfer der »Rüsselmops«-Comics. Wie viele Menschen letztlich an der Trauerfeier teilnahmen, kann ich nicht sagen – es waren bestimmt mehr als hundert.

Umrahmt wurde die Feier durch Musik vom Band, die Ernst sicher gefallen hätte: eine Passage aus der Wagner-Oper »Tristan und Isolde« und ein Stück des Sängers Tom Waits. Michael Vlcek, der Sohn des Verstorbenen, würdigte Ernst Vlcek in einer sehr persönlichen Ansprache; unter anderem sagte er, dass sein Vater der einzige Mensch gewesen sei, der ihn »niemals enttäuscht« hätte. Danach sprach ich im Namen des Verlags einige Sätze, in denen ich die schriftstellerische Laufbahn Ernsts über vierzig Jahre hinweg würdigte.

Die Beisetzung der Urne fand nicht in der Halle, sondern im Freien statt. Ein guter alter Freund aus Brunn hielt eine kurze Rede, gefolgt von Wolfgang Zenker, der für den PERRY RHODAN-Stammtisch Wien sprach. Es war ein sonniger, warmer Tag, und als am Ende Dutzende von schneeweißen Ballons in den Himmel stiegen, gab das ein beeindruckendes Bild für den traurigen Anlass.

In einem »Heurigen« saßen wir anschließend zusammen. Wie so oft bei solchen Gelegenheiten, wurde des Toten gedacht; wir blickten zurück und erzählten uns Geschichten über Ernst.

Am Abend blickte ich zu Hause auf einen langen Tag voller Emotionen und Erinnerungen zurück. Ich hatte einen langjährigen Kollegen verabschiedet, der mir immer in guter Erinnerung bleiben wird. Und mit seinen Geschichten und Romanen wird er in den Gedanken der Fans weiterleben.

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