05 Dezember 2007

Begegnungen mit der Anderswelt


Ein Logbuch der Redaktion

Auf der PERRY RHODAN-Homepage wurde es schon angedeutet und mit einer Meldung konkretisiert: Wir haben in den letzten Monaten einen Teil unserer Energie in das Entwickeln und Veröffentlichen einer Fantasy-Reihe gesteckt, die den Titel »Elfenzeit« trägt. Darüber berichte ich natürlich eher selten, weil's nichts mit PERRY RHODAN an sich zu tun hat – heute gibt es aber mal wieder einen Anlass, mehr zu erzählen.

Der Grund ist, dass das erste Buch jetzt in der ersten Test-Auslieferung ist, sprich, es wird bereits von den ersten Interessierten gelesen. Und da es bereits die erste Besprechung im Internet gibt, kann ich auch etwas dazu schreiben. Der Roman heißt »Der Hauch der Anderswelt«, er wurde von Susan Schwartz verfasst, und das Cover dazu gestaltete Dirk Schulz. Insofern gibt es genügend Bezüge zu PERRY RHODAN, das ist richtig – und wir sind allesamt sehr stolz auf das schöne Projekt.

Erste Überlegungen für »Elfenzeit« stellten wir im Frühjahr an, auf der Leipziger Buchmesse wurde es konkret, und im Frühsommer begannen wir mit der eigentlichen Arbeit. Susan Schwartz steckte sehr viel Arbeit in die Serienentwicklung – die Autorin vermengt in ihrem Konzept Elemente der Elfen-Mythologie sehr gelungen mit lebendigen Charakteren aus dem »Hier und Jetzt«. Der Schauplatz des ersten Romans ist Paris (und natürlich ist auch die Elfenwelt selbst ein Schauplatz): Das turbulente Geschehen auf den Straßen und Gassen der Stadt bildet einen tollen Auftakt für die Serie.

Die weiteren Manuskripte liegen schon vor, die Romane sind in der Setzerei oder schon im Druck. Band zwei wurde von Michael Marcus Thurner geschrieben, der Band wird unter dem Titel »Königin des Schattenlandes« veröffentlicht werden. Der Autor konnte sich hier von seiner fantastischen Seite zeigen; Handlungsschauplatz ist unter anderem eine geheimnisvolle Stadt in England, in der sich unheimliche Geschehnisse abspielen.

Das dritte Buch verfasste Verena Themsen (zu der Autorin werden wir beizeiten ein Porträt nachreichen). Es heißt »Der Quell der Nibelungen« und spielt unter anderem in der Region um Speyer – genau dort also, wo die Nibelungen vor 1500 Jahren angeblich gewirkt haben. Und den vierten Band der bislang auf vier Bände angelegten »Elfenzeit«-Reihe schrieb Susan Schwartz selbst; er heißt »Der Löwe von Venedig« und spielt in – na klar! – der geheimnisvollen Lagunenstadt in Italien. Alle Titelbilder gestaltete Dirk Schulz in der allgemein bekannten und beliebten Qualität.

Jetzt kommt garantiert die Frage: »Und wo kann ich die tollen Bücher kaufen?«
Dazu muss ich ein bisschen weiter ausholen. Die vier Bücher erscheinen exklusiv im Bertelsmann-Buch-Club, vorerst zumindest (wir werden später natürlich versuchen, sie auch in einem anderen Buchverlag zu publizieren und in den normalen Buchhandel zu bringen). Sie gehen jetzt erst einmal in einen sogenannten Testlauf, sprich, niemand kann sie bestellen: Bertelsmann-Kunden erhalten diese Bücher im Rahmen des Testlaufs und können sich hinterher dazu äußern, ob sie die Titel bestellen möchten. Es ist im Prinzip eine Art Marktforschung auf sehr hohem Niveau.

Nach Abschluss der Marktforschung entscheidet der Buch-Club dann, ob er die Reihe fortsetzt, mit wie vielen Titeln und in welchem Rhythmus. Dann erst geht die »Elfenzeit«-Reihe in das reguläre Vertriebsprogramm des Clubs und kann als Buchreihe abonniert werden. Ich weiß, das klingt ein bisschen kompliziert, aber so ist die aktuelle Vorgehensweise, an der wir nichts ändern können. Wir halten euch auf jeden Fall auf dem Laufenden, was als nächstes alles passieren wird.

Und ich freue mich so lange eben allein darüber, dass die ersten Romane so gut sind und die Bücher dann auch noch so gut aussehen ...

03 Dezember 2007

Kosmische und menschliche Themen

Ein Logbuch der Redaktion

Um es klar zu sagen: Der folgende Text enthält einige »Spoiler«, sprich, es werden einige Dinge über die künftige Handlung verraten. Wer sich also keiner Überraschungen berauben will, möge sicherheitshalber einfach nicht weiterlesen. Selbstverständlich enthält dieses Logbuch keine großen Geheimnisse, aber es verrät einige Details.

Denn es geht unter anderem um die SOL. Genau ... das legendäre Hantelraumschiff der Menschheit, vor langer, langer Zeit erbaut im Mahlstrom der Sterne und unter der Herrschaft der Aphilie ... jenes Raumschiff, mit dem Perry Rhodan selbst gigantische Entfernungen zurücklegte, bis er in die Milchstraße zurückkehren konnte. Die SOL ist eine absolute Legende sowohl im Perryversum als auch »außerhalb« (gemeint sind Leser und Autoren); mit ihr verbinden sich unglaubliche Geschichten, die aufs engste mit der PERRY RHODAN- und auch der ATLAN-Serie verknüpft sind.

Kein Wunder, dass viele Leser gespannt darauf warten, wie es mit dem Hantelraumschiff weitergeht. Früher benutzte man oft den Begriff des Generationenraumschiffes – und dieser Begriff wird neuerdings wieder mit neuem Leben gefüllt. Denn neben den Menschen gibt es an Bord der SOL ein zahlenmäßig wesentlich größeres Volk: die kleinwüchsigen Mom'Serimer nämlich, deren Lebenszyklus viel schneller verläuft als der von Menschen und die deshalb einen ganz anderen Blick auf ihre Umwelt haben.

Das ist dann auch Thema des PERRY RHODAN-Romans »Mythos Scherbenstadt«, der als Band 2416 erscheint und von Christian Montillon geschrieben wurde. Wie der Titel schon andeutet, spielen die Mom'Serimer eine wichtige Rolle in diesem Roman: Ihr Lebensraum an Bord der SOL ist nämlich die sogenannte Scherbenstadt, die in den zertrümmerten Bereichen des Raumschiffes entstanden ist. Und von hier aus entwickeln einige Mom'Serimer ihre Aktivitäten, die nicht unbedingt in Einklang zu bringen sind mit den Plänen der Expeditionsleitung.

Darüber hinaus taucht in diesem Roman ein Entropischer Zyklon auf, zumindest am Rande, und eine Kartanin trifft eine folgenschwere Entscheidung ... Es geht im weitesten Sinne um menschliche Probleme – aber mehr verrate ich an dieser Stelle wirklich nicht. Es lohnt sich auf jeden Fall, den Roman selbst zu lesen oder zu hören.

Mit dem folgenden Roman bleiben wir in der Handlungsebene, die ich im weitesten Sinne mit »Umfeld der Galaxis Hangay« beschreiben würde. Horst Hoffmann verfasste »Sklave der Maschinen«, und hierbei handelt es sich um einen wahrhaft kosmischen Roman. Die Geschichte, die der Autor in Band 2417 erzählt, spannt einen großen Bogen und taucht tief ein in die Historie des Perryversums; wer die PERRY RHODAN-Serie schon länger liest, wird auf jeden Fall ein »Aha«-Erlebnis haben.

Wobei es auch hier – neben den kosmischen Themen – um menschliche Aspekte geht. Ich meine »menschlich« hier im übertragenen Sinn, denn letztlich behandelt der Roman Themen wie Freiheit und Selbstverwirklichung. Und dass die Handlungsträger nicht unbedingt Bewohner des Planeten Erde sind, spricht ja nicht gegen das Adjektiv und seinen Gebrauch ...

Beide Romane gehören nicht unbedingt eng zusammen, man kann also nicht von einem Doppelband sprechen. Die Verbindung aus kosmischen und menschlichen Themen aber macht sie zu einem »Doppel« der besonderen Art ...

Spannender Herbst 1979

Aus der Reihe »Der Redakteur erinnert sich«

Der Herbst 1979 schritt voran, und mein Leben schien von Woche zu Woche turbulenter zu werden. Während meine schulischen Leistungen beständig schlechter wurden und mich Kumpels aus der Schule dazu überreden wollten, mit ihnen einen Tanzkurs zu besuchen, tauchte ich immer mehr ins Fandom ein - also in die Gemeinschaft der Fans.

Anfangs wirkten einige Dinge in dieser »Szene« auf mich ein bisschen unheimlich und seltsam gewirkt. Doch dann wurde es von Woche zu Woche und von Brief zu Brief immer bunter und spannender; ich wurde ein richtiger Fandom-Fan.

Irgendwie schien sich mein Leben aufzuspalten. Der PERRY RHODAN-Club »Gys Voolbeerah« kam nicht so richtig voran, denn mein Club-Mitgründer Thomas und ich hatten immer weniger miteinander zu tun. Gleichzeitig baute ich meine Kontakte ins Fandom aus – und freundete mich intensiver mit anderen schrägen Vögeln aus der Schule an.

Immerhin besuchte mich der junge Mann aus der Nachbargemeinde, der sich auf die Kontaktanzeige unseres PERRY RHODAN-Clubs gemeldet hatte. Bei einem ersten Gespräch diskutierten wir stundenlang über PERRY RHODAN und »Ren Dhark« und andere Science Fiction, und ich stöberte in seinen Kisten mit doppelten Heftromanen.

Er arbeitete in einem »grafischen Betrieb« und würde gerne an dem geplanten Fanzine mitwirken, von dem ich gleich im ersten Brief erzählt hatte. Es mache ihm nichts aus, dass Thomas und ich so jung seien, und seine Geschichten würde er am liebsten unter dem Pseudonym »J.-B. Clemens« veröffentlichen. Zudem hatte er sich bereits Gedanken über ein Fanzine gemacht, einige Titel hatte er bereits aufgeschrieben.

Trotz aller Übereinstimmung traute ich mich nicht, ihm die Wahrheit zu sagen: Eigentlich gab es den gemeinsamen PERRY RHODAN-Club schon nicht mehr. Und der neue Bekannte würde nicht aktiv werden: Er war durch Beruf und Karate und Freundin so stark eingespannt, dass er nicht die Zeit dafür hatte. Er verkaufte mir zu Spottpreisen einige Dutzend Romanhefte, die er doppelt hatte. Meine Sammlung wuchs somit weiter an, sehr zum Leidwesen meiner Eltern. Es war klar, dass ich bald ein zweites Regal in meinem Zimmer benötigte.

Der Kontakt zu meinen Schulfreunden Stefan und Gunter wurde intensiver. Stefan, dessen Vater sehr wohlhabend war, reiste im Sommer 1979 nach London und kam mit Singles und Langspielplatten zurück, haufenweise Musik, die wir vorher nur vom Radio her kannten. Die Stranglers begeisterten uns komplett, The Clash und U.K. Subs sowieso, die ersten Joy Division-Aufnahmen hörten wir im dunklen Zimmer, durch das die Töne geheimnisvoll waberten, und Ski Patrol mit »Agent Orange« wurde so lange und so laut gespielt, bis der Nachbar anrief und sich beschwerte.

Und während Stefan mit leuchtenden Augen von einer ganz neuen Musikrichtung berichtete, die man Ska nannte, erzählte ich von meiner immer weiter wachsenden Idee, ein eigenes Science-Fiction-Heft herauszugeben ...

Das fanden die beiden gut, wenngleich sie keinerlei Interesse daran hatten, in den PERRY RHODAN-Club einzutreten. Meine Versuche, Schulkameraden zu PERRY RHODAN-Serie zu bekehren, scheiterten in diesem Herbst 1979 mehrfach. Aber ein Fanzine publizieren ... das klang kreativ, das war wie die Schülerzeitung oder das »Info« des Jugendzentrums, an dem wir gelegentlich mitwirkten.

Immerhin wurde mein Kontakt zu den »Theren«-Leuten immer besser. Nachdem ich bereits mit Peter Börnsen allerlei Briefe tauschte, schaltete sich jetzt der »große Bruder« ein: Gerhard Börnsen, der unter dem Pseudonym Luc Shavelli Geschichten und Gedichten schrieb sowie Zeichnungen und Collagen anfertigte, kannte sich richtig gut in der Szene und ihrem Umfeld aus. Seine Bilder konnte er sogar schon in Galerien ausstellen; mir gefielen sie aber nicht sonderlich. Seine Raumschiff-Zeichnungen empfand ich als zu krakelig, aber ich sagte nichts – selbstverständlich war ich viel zu stolz darauf, eine solche Berühmtheit in meinem Freundeskreis zu haben.

Aufgrund einiger Anzeigen und Berichte in »Theren« bestellte ich andere Fanzines: »Topsid« beispielsweise, ein ganz tolles PERRY RHODAN-Heft aus dem Großraum Nürnberg, dem sogar ein von Fans gestaltetes Kartenspiel beilag. Oder »Carthago« aus Norddeutschland, ein eher »linkes« Blatt, in dem staatskritische Artikel zu finden waren, in dem Fantasy-Literatur als »faschistoid« dargestellt und PERRY RHODAN massiv kritisiert wurde. Mein Weltbild geriet gelegentlich ins Wanken ...

»Carthago« wurde tatsächlich mein richtiger Einstieg: Ich bestellte an einem langem Wochenende alle möglichen Fanzines, mit zittrigen Fingern und gierigem Blick. Nicht einmal vor »Exodus« schreckte ich zurück, und das lud mit Sprüchen wie »Wir wissen, dass die Gesellschaft der Zukunft nicht die heutige sein kann« zu Staats- und Zukunftskritik gleichermaßen ein. Dort schrieben Autoren wie Rainer Zubeil unglaublich kritische Geschichten; es gab einen Text, der von einem Strafgefangenen geschrieben worden war und über Gefängnisse informierte, und man veröffentlichte darüber hinaus politische Texte, die mich verunsicherten und zugleich begeisterten.

Völlig fasziniert und gleichzeitig eingeschüchtert war ich von »Phalanx«, das die Fans Helmut Ehls und Manfred Borchard aus Freiburg publizierten: Das grafische Niveau war unglaublich hoch, die Geschichten waren meist sehr literarisch, und die Gedichte verstand ich teilweise nicht. Aber mein Traum war, entweder selbst einmal so ein tolles Heft zu publizieren oder eben in »Phalanx« veröffentlicht zu werden.

Und natürlich bestellte ich mir auch die verschiedensten Fantasy-Hefte wie »Fantasia« oder »Magira«, trat mit anderen Clubs in Verbindung und forderte überall Informationen an. Der Herbst 1979 wurde immer spannender, ich vernachlässigte die Schule, meldete mich irgendwann zur Tanzschule an, interessierte mich immer stärker für Mädchen – und ich fand vor allem das Fandom viel ideenreicher als das dröge Leben im Schwarzwalddorf und in der Kleinstadt.

Weiter in der Gen-Fabrik

Ein Logbuch der Redaktion

Wahrscheinlich sind die meisten PERRY RHODAN-Leser extrem gespannt darauf, wie es mit Michael Rhodan alias Roi Danton weitergeht. Der ältere der beiden Söhne Perry Rhodans, von dem einige Zeit lang alle Welt glaubte, eine seiner Körperhälften sei in einen Dualen Kapitän integriert worden, hat sich als lebend entpuppt.

Wobei »lebend« angesichts der Umstände, in denen Danton seit Monaten vegetieren muss, nicht unbedingt der zutreffende Ausdruck sein dürfte: Als Gefangener in einer Skapalm-Bark und als Experimentierwesen in einem Genetischen Magazin ist der Aktivatorträger zum Spielball der Kolonnen-Anatomen geworden, zu einem Wesen, das für die Langzeitplanung der Terminalen Kolonne TRAITOR von großer Bedeutung sein kann.

Doch jetzt scheinen seine Befreiung und die Rückkehr zum eigenen Willen möglich sein. Zumindest deuteten das die Ereignisse der letzten Zeit an. Die PERRY RHODAN-Romane in den nächsten zwei Wochen verraten ein wenig mehr über die Geschehnisse, die sich in der Skapalm-Bark abspielen und bei denen Roi Danton eine Chance bekommt, über sein Leben frei zu bestimmen.

Das zeigt sich bereits in Band 2414, den Michael Marcus Thurner geschrieben hat und der unter dem Titel »Die Bestie Ganymed« erscheint. Woher die angebliche Bestie den seltsamen Namen erhält und was Reginald Bull damit zu tun hat, erfährt man erst, wenn man den Roman liest (oder hört ...); und was der Mensch und das sogenannte Monster gemeinsam haben, erweist sich ebenfalls erst im Geschehen des Romans. Zu den Inhalten kann ich nur wenig andeuten, ohne zu viel zu verraten; nur das hier: Es zeigt sich, zu welch ungeheurer Willensanstrengung sich manche Menschen in Notlagen zwingen können ...

Richtig viel Action gibt es dann im Folgeband, der von Hubert Haensel verfasst wurde. Unter dem Titel »Armee der Mikro-Bestien« geht es ziemlich heftig zur Sache, und der Autor spart nicht an Dramatik. Zentrales Element dieses Romans ist ein Befreiungskampf, einer, bei dem unterdrückte Wesen für das Letzte kämpfen, das ihnen bleibt: der eigene Wille und die Freiheit ...

Ich persönlich empfinde die zwei Romane gerade in »humanitärer« und gesellschaftskritischer Hinsicht als sehr interessant. Beide Autoren stellen – gut verpackt in mitreißende Unterhaltung – die Frage, inwiefern künstlich erzeugtes Leben dieselben Rechte haben kann wie »echtes« Leben.

Welche Kriterien machen ein intelligentes Wesen aus, und worin besteht die persönliche Moral? Und ist ein Wesen, das künstlich erzeugt wurde und innerhalb eines grauenvollen Gefängnisses aufwuchs, überhaupt in der Lage, den Anforderungen menschlicher Moralbegriffe zu folgen?

Auch wenn das nicht das vorrangige Thema der Romane ist, finde ich solche Fragen stets spannend. Gute Science Fiction erweist sich dann als faszinierend, wenn sie solche Fragen stellt – und wenn die Autoren den Lesern die Antworten auf die gestellten Fragenn überlassen ...